Für ihr Toleranzfestival „Jamel rockt den Förster“ haben Birgit und Horst Lohmeyer aus Jamel bei Wismar (Landkreis Nordwestmecklenburg) am Dienstag in Schwerin den mit 3.000 Euro dotierten Johannes-Stelling-Preis 2023 der Schweriner SPD-Landtagsfraktion erhalten. Drei Ehrenpreise (jeweils 500 Euro) gingen an Anja Baum (Ueckermünde) und Kathleen Haack (Rostock) für die Aufarbeitung von Medizingeschichte, die Initiative „Jugend spricht“ (von Geflüchteten für Geflüchtete) aus Rostock und den Fußballverein Kickers JuS 03 aus Stavenhagen (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte), wie die SPD-Landtagsfraktion mitteilte. Insgesamt waren 25 Vorschläge eingereicht worden.
Das Ehepaar Lohmeyer organisiert den Angaben zufolge seit 2007 ein gegen Rechts gerichtetes Musikfestival auf seinem Hof in Jamel. Trotz vieler Versuche, sie aus Jamel zu vertreiben, seien die Lohmeyers geblieben und sähen es als ihre Lebensaufgabe an, ein Zeichen gegen völkische Indoktrinierung zu setzen, hieß es. Das Musikfestival „Jamel rockt den Förster“ sei deutschlandweit bekannt. Es gelinge den Lohmeyers immer wieder, Größen der deutschen Musikszene für ihre Sache zu gewinnen. Dass ihre Idee, mit guter Stimmung für Demokratie zu werben, wirke, zeige sich auch darin, dass das Festival seit Jahren ausverkauft sei.
Anja Baum und Kathleen Haack beschäftigen sich laut Fraktion mit der Geschichte psychiatrischer Heilanstalten. Gemeinsam arbeiten sie an einem Projekt zur Aufarbeitung der Geschichte der Psychiatrie des Ameos-Klinikums Ueckermünde (Landkreis Vorpommern-Greifswald). Dazu wurden auch die Patientenakten von 1875 bis 1954 gesichert und bereits teildigitalisiert, um sie für die weitere Forschung zugänglich zu machen.
Die Initiative „Jugend spricht“ wurde 2019 ins Leben gerufen und versteht sich laut Fraktion als Initiative von Geflüchteten für Geflüchtete in MV. Sie organisiert monatliche Workshops und Seminare, beispielsweise zum Thema Asyl- und Arbeitsrecht oder Empowerment-Trainings gegen Rassismus. Außerdem werden multikulturelle Feste und Abende sowie Freizeitaktivitäten für geflüchtete Kinder und Jugendliche organisiert.
Der Fußballverein Kickers JuS 03 zeichnet sich den Angaben zufolge seit der Gründung durch eine engagierte Jugend- und Sportförderung in Stavenhagen und der Region aus. Er trage zur Integration von geflüchteten Menschen bei und biete unter anderem Menschen aus der Flüchtlingsunterkunft Jürgenstorf ein sportliches Zuhause, hieß es. Für das Vereinsleben der Mitglieder seien Hautfarbe, Herkunft oder auch ein Handicap egal. In Kooperation mit den Diakoniewerkstätten sei in diesem Jahr die Mannschaft „Inklusion Kickers“ gegründet worden.
Mit dem Johannes-Stelling-Preis erinnert die SPD-Landtagsfraktion MV an das Wirken des Sozialdemokraten Johannes Stelling (1877-1933), der von 1921 bis 1924 Ministerpräsident des Freistaates Mecklenburg-Schwerin war. In der Nacht zum 22. Juni 1933 wurde er in Berlin von Nationalsozialisten ermordet.
Der Preis wurde in diesem Jahr zum 17. Mal vergeben an herausragende Persönlichkeiten und Initiativen aus MV, die sich gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit engagieren und für Demokratie und die Integration von Flüchtlingen sowie die Aufarbeitung von Geschichte einsetzen.