Auch in der Nacht haben sich Iran und Israel weiter beschossen. Mehrere iranische Raketen schlugen auf israelischem Gebiet ein. Dabei wurden mehrere Menschen getötet und Dutzende verletzt. Die Lage bleibt unberechenbar.
In der Nacht zu Samstag haben Israel und der Iran ihre gegenseitigen Angriffe fortgesetzt. Dabei wurden bei Raketentreffern in Zentralisrael mindestens drei Menschen getötet und rund 80 weitere verletzt, wie israelische Medien berichteten. In der Nähe der palästinensischen Stadt Hebron im besetzten Westjordanland wurden nach palästinensischen Angaben fünf Menschen von herabfallenden Trümmerteilen verletzt, darunter drei Kinder.
Israel nannte seine am Freitagmorgen gestartete Militäroperation in Anspielung auf einen Vers aus der Thora “Rising Lion” (sich erhebender Löwe). Die Armee zerstörte dabei in der Nacht nach eigenen Angaben Dutzende weitere Ziele – Anlagen des iranischen Luftabwehrsystems, Drohnen und Raketenwerfer. Auch am Samstagmorgen wurden die Attacken fortgesetzt. Die meisten vom Iran abgeschossenen Raketen seien indes abgefangen worden oder hätten israelisches Gebiet nicht erreicht. Auch aus dem Jemen kam es zu Raketenbeschuss.
Laut Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte Israel in den ersten 24 Stunden seiner Operation “hochrangige Militärkommandeure, führende Atomwissenschaftler, die wichtigste Uran-Anreicherungsanlage des islamischen Regimes und einen großen Teil seines Arsenals an ballistischen Raketen ausgeschaltet”.
Zahlreiche Drohnen, die der Iran in einem ersten Vergeltungsschlag in Richtung Israel schickte, wurden am Freitag von Israel abgefangen. Seit den Abendstunden erfolgten weitere iranische Gegenschläge mit Raketen. Landesweit wurde in Israel Alarm ausgelöst. An mehreren Orten, etwa im Großraum Tel Aviv, kam es zu direkten Einschlägen. Laut Aussagen des Rettungsdienstes Magen David Adom wurden im Großraum Tel Aviv 34 Menschen durch Raketenangriffe verletzt. In der Küstenebene wurden mindestens 21 Personen verletzt, mehrere davon schwer.
Netanjahu wandte sich in einer Erklärung an das iranische Volk: Mit “einer der größten Militäroperationen der Geschichte” werde Israel den Iranern nach fast 50-jähriger islamischer Unterdrückung “den Weg in die Freiheit” ebnen. Er rief die Iraner dazu auf, die Gelegenheit zu nutzen, um “sich zu erheben”. Dabei übernahm er den Slogan “Frau, Leben, Freiheit”, der nach dem Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini in Polizeigewahrsam 2022 zur Parole iranischer Proteste wurde.
Die deutsche Botschaft in Tel Aviv bezeichnete die Lage am Freitagabend als “unberechenbar”. Es müsse davon ausgegangen werden, dass die Kampfhandlungen andauerten. Das Auswärtige Amt hatte zuvor eine Reisewarnung für ganz Israel ausgesprochen.
Das griechisch-orthodoxe Patriarchat von Jerusalem rief Pilger im Heiligen Land angesichts der heiklen Sicherheitslage dazu auf, sich an die Anweisungen der Behörden zu halten.