Sie war in Haft, weil sie für Menschenrechte im Iran eintritt. Nun äußert sich Nasrin Sotoudeh, Trägerin des Alternativen Nobelpreises, zur Stimmung im Land angesichts des Krieges zwischen Israel und Iran.
Die iranische Rechtsanwältin Nasrin Sotoudeh zeigt sich angesichts der israelischen Angriffe auf ihr Land “zerrissen”. “Seit fast einem halben Jahrhundert verbreitet die iranische Führung ununterbrochen diese Parolen, ‘Tod Amerika!’, ‘Tod Israel!’, ‘Tod diesem! Tod jenem!’, gegen alle möglichen Länder”, sagte die Trägerin des Alternativen Nobelpreises und des Sacharow-Preises des EU-Parlaments im Interview der “Welt” (Donnerstag).
Zugleich opfere die Regierung seit 20 Jahren die wirtschaftliche Entwicklung des Iran, Freiheitsrechte sowie das Recht auf Bildung und Gesundheit für das Atomprogramm. “Obwohl die Menschen im Land das gar nicht wollten. Aber ich kann auch die Politik Israels nicht akzeptieren”, erklärte Sotoudeh, die bereits inhaftiert war.
Die Stimmung in Teheran sei widersprüchlich: “Viele Menschen freuen sich grundsätzlich über die Angriffe, weil sie diese Diktatur schon seit Jahrzehnten ertragen müssen. Aber zugleich ist das Gefühl sehr verbreitet, dass wir von einem äußeren Feind angegriffen werden”, so die Anwältin. “Wir stehen zwischen diesem Feind und dem Feind im Inneren, der Diktatur, die seit fast einem halben Jahrhundert unserem Land alle Werte raubt. Dieser Krieg ist nicht unser Krieg.”
Aus Sotoudehs Sicht wäre ein Sturz des Regimes jetzt eher möglich. “Die Führung hat sehr viel Einfluss verloren, und derzeit scheint sie völlig machtlos. Doch das kann täuschen. Und wenn ein Umsturz nicht gelingt und das Regime sich wieder stabilisiert, dann könnte jede Tat des Widerstands schlimmere Folgen haben als zu anderen Zeiten.” Sie forderte insgesamt, zu den Regeln des Völkerrechts und zu den Menschenrechten zurückzukehren.