Im Alltag reicht es völlig aus, sich mit Wasser und Seife die Hände zu waschen, erklärt die Medizinerin Simone Scheithauer. Wer Desinfektionsmittel ständig im Haushalt einsetzt, riskiert zudem Antibiotikaresistenzen.
Wer im Haushalt und bei der Handhygiene zu viel Desinfektionsmittel gebraucht, schadet der eigenen Gesundheit. Das erklärt die Infektionsmedizinerin Simone Scheithauer gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) zum Tag des Händewaschens am 15. Oktober. “Im Alltag reicht es völlig aus, sich die Hände mit Wasser und Seife zu waschen”, sagt Scheithauer, die das Institut für Hygiene und Infektiologie der Universitätsmedizin Göttingen leitet.
In vielen öffentlichen Toilettenräumen finden sich seit der Corona-Pandemie Desinfektionsmittelspender. Die Professorin rät allerdings dringend davon ab, sich direkt nach dem Waschen die Hände auch zu desinfizieren. “Das sollte man auf gar keinen Fall tun.” Die vom Händewaschen aufgequollene Haut sei anfällig für unerwünschte Wirkungen des Desinfektionsmittels – und könne zum Beispiel austrocknen. Zudem verdünne sich das Mittel auf der noch feuchten Haut und verliere so an Wirkkraft.
“Die Pandemie hat die Hemmschwelle, Desinfektionsmittel zu nutzen, gesenkt”, sagt die Medizinerin, die auch Mitglied der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention des Robert-Koch-Instituts ist sowie Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie. Sie kritisiert: “Wir haben es offenbar nicht geschafft zu kommunizieren, wo die eigentlichen Risiken liegen. Bei einer Corona-Infektion ist die kontaktfreie Übertragung wesentlich, da hilft auch kein Desinfektionsmittel.”
Von einem übermäßigen Einsatz von Desinfektionsmittel zur Reinigung im Haushalt rät Scheithauer ebenfalls ab. Wer sein Zuhause ständig desinfiziere, sorge dafür, dass Bakterien tolerant oder resistent gegen diese Mittel würden. “Daraus können wiederum Antibiotikaresistenzen entstehen”, warnt Scheithauer. Sinnvoll sei der Einsatz der antiseptischen Mittel nur dann, wenn etwa Familienangehörige, mit denen man zusammen lebe, an Magen-Darm-Infekten erkrankt seien oder wenn man jemanden im Krankenhaus besuche.