Im indischen Bundesstaat Kerala steigt die Zahl der Menschen, die durch Attacken von Elefanten verletzt werden oder gar zu Tode kommen. Ein einflussreicher Kirchenführer will nicht mehr tatenlos zusehen.
Das Oberhaupt der syro-malabarischen Kirche hat die Regierung im indischen Bundesstaat Kerala aufgefordert, die Bevölkerung vor zunehmenden Angriffen wilder Tiere zu schützen. “Manche Leute legen mehr Wert auf Tiere als auf Menschen”, kritisierte Großerzbischof Raphael Thattil bei einem Gottesdienst in der Region Mananthavady.
Die Gegend ist besonders von Mensch-Tier-Konflikten betroffen. Zum Schutz der Gläubigen hat der Ortsbischof der mit Rom unierten Kirche, Jose Porunnedom, die Osterfeierlichkeiten zeitlich beschränkt. “Wie schon an Weihnachten habe ich die Gemeinden angewiesen, die liturgischen und anderen Feierlichkeiten vor 22 Uhr zu beenden”, sagte Porunnedom auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Im Zeitraum 2022/2023 wurden im südindischen Bundesstaat Kerala nach Regierungsangaben 8.873 Wildtierangriffe regiertriert. Mit 4.193 Fällen waren Angriffe durch Elefanten am häufigsten. Weitere Fälle betrafen Wildschweine, Tiger, Leoparden und Bisons. 98 Menschen kamen ums Leben, darunter 27, die von Elefanten getötet wurden.
Zu Wochenbeginn besuchte Großerzbischof Thattil die Familie eines 42-Jährigen, der vor seinem Haus von einem Elefanten zu Tode getrampelt worden war. Bischof Porunnedam leitete vor einigen Wochen die Trauerfeier für das Opfer, an der Tausende Trauergäste teilnahmen. Auch er wirft der Regionalregierung vor, nicht genug gegen die Tier-Angriffe zu tun. “Es hat keinen Sinn, Entschädigungen zu leisten. Die Menschen wollen eine Politik, die solche Katastrophen verhindert”, betonte der Geistliche.
Mensch-Tier-Konflikte sind Indien und anderen asiatischen Ländern keine Seltenheit. Oft kommt es zu Zusammenstößen mit Elefanten, die auf den Feldern von Bauern nach Futter suchen. Hintergrund ist das immer tiefere Vordringen des Menschen in den ursprünglichen Lebensraum der Tiere, der durch Rodung von Wäldern zusehends kleiner wird.