Im Notfall zählt jede Sekunde. In allen europäischen Ländern kann man die 112 anrufen, wenn medizinische Hilfe nötig ist. Doch weil es oft zu lange dauert, bis der Rettungswagen kommt, wären mehr Ersthelfer wichtig.
Manchmal sind Kalender-Daten gute Eselsbrücken: An jedem Freitag, dem 13., mahnen Feuerwehren und Hilfsorganisationen die Bürger, Rauchmelder in Betrieb zu nehmen. Und am 11.2. begehen jedes Jahr Rettungsdienste und Automobilclubs den “Europäischen Tag des Notrufs 112”. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) liefert wichtige Informationen zu diesem Tag.
1973 beschlossen die Ministerpräsidenten der Bundesländer und die Bundesregierung die Einführung der bundesweit einheitlichen Notrufnummern 110 und 112. 1991 entschied auch der EU-Ministerrat, dass – zum Teil in Ergänzung zu den nationalen Notrufnummern – die 112 in allen EU-Ländern die nächstgelegene Notrufleitstelle erreichen muss. Seit 2008 hilft die 112 europaweit kostenfrei auch aus dem Mobilfunknetz. Selbst von Mobiltelefonen ohne Guthaben kann die Notrufnummer angewählt werden.
Pro Tag werden in Deutschland durchschnittlich rund 84.000 Notrufe abgesetzt, wie die Deutsche Telekom mitteilt. 2023 waren es insgesamt über 30 Millionen, mehr als 90 Prozent über das Handy. In der EU wurden 2023 insgesamt 285 Millionen Notrufe registriert, 62 Prozent davon über die Rufnummer 112.
Geht ein Notruf per Smartphone bei der 112 ein, wird der exakte Standort des oder der Anrufenden automatisch mitgeschickt und alle 20 Sekunden aktualisiert. Dadurch können Feuerwehr, Notarzt und Rettungswagen den Unglücksort sehr schnell finden. Da ein Großteil der Handys über eine Kamera verfügt, diskutieren Expertinnen und Experten derzeit, ob und wie solche Notrufe auch als Videogespräch stattfinden können. Der direkte Blick auf den Einsatzort könnte die Rettungskette entlasten oder verbessern.
Seit 2009 gilt die Notrufnummer 112 in allen EU-Mitgliedstaaten. Nicht alle EU-Bürgerinnen und Bürger wissen das. Denn in 19 der 27 Länder gibt es neben der 112 weitere nationale oder regionale Notrufnummern. Deren Nutzung jedoch scheint zurückzugehen, wie ein aktueller Bericht der Europäischen Kommission nahelegt. Auch in Ländern, die nicht der EU angehören, gilt die 112, darunter etwa Großbritannien, Liechtenstein und die Schweiz.
Seit 2018 müssen neue Autotypen in der EU mit dem automatischen Notrufdienst eCall ausgestattet sein. eCall nutzt Mobilfunk und Satellitenortung, um nach einem Unfall – automatisch oder von den Insassen ausgelöst – eine Telefonverbindung zur Notrufnummer 112 herzustellen. “In einem medizinischen Notfall zählt jede Sekunde”, mahnt der ADAC. Er appelliert an die Autofahrer, wichtige Notfalldaten im Mobiltelefon zu hinterlegen. Der Automobilclub bietet dazu einen digitalen Notfallpass für das Smartphone an. Im Ernstfall können Rettungskräfte den QR-Code auf dem Notfallpass scannen; die Notfalldaten werden dann direkt übertragen oder beispielsweise an die weiterbehandelnde Klinik übermittelt.
Diese W-Fragen werden gestellt: Was ist passiert? Wo ist es passiert? Wann ist es passiert? Wie viele Menschen sind verletzt? Wer ruft an? Die Gesprächsführung sollte man dem Disponenten in der Leitstelle überlassen. Danach sollte man auf mögliche Rückfragen warten und nicht einfach auflegen.
Jemand sollte die Rettungskräfte am Einsatzort in Empfang nehmen, zum Beispiel an der Straße. Schlecht ist, wenn der Rettungswagen kommt, aber etwa die Wohnung nicht finden kann. Dann gehen wertvolle Minuten verloren. Sind die Rettungskräfte da, sollen Angehörige oder Passanten sich am besten zurückhalten und nur auf die Fragen antworten, die die Rettungskräfte stellen. Sollte der Patient ins Krankenhaus gebracht werden müssen, sind insbesondere Informationen über Vorerkrankungen und eingenommene Medikamente wichtig. Auch eine Telefonnummer von Angehörigen sollte weitergegeben werden – falls vorhanden, auch eine Patientenverfügung.
Nein. Die stark vereinfachte Faustregel lautet: Besteht ein akuter oder sogar ein lebensbedrohlicher Notfall, sollte der Notruf 112 angerufen werden. Das gilt etwa für Atemstillstand, Schock, Herz-Kreislaufstillstand, starke Blutungen und Verbrennungen, schwere Unfallverletzungen oder akute Vergiftungen. Aktuell wird der Notruf 112 allerdings durch eine Vielzahl von Anrufen belastet, die keine akuten Notfälle sind. Vielen Bürgern ist nicht klar, dass sie auch die ärztliche Bereitschaftshotline 116117 rund um die Uhr anrufen können. Im Zweifelsfall sollte man aber die 112 anrufen. Die entsprechende Leitstelle wird dann entscheiden, ob es sich wirklich um einen medizinischen Notfall handelt oder nicht.
Hilfsorganisationen wie die Björn-Steiger-Stiftung und die Malteser arbeiten daran, Ersthelfer-Alarmierungssysteme einzurichten – wie zum Beispiel den Gemeindenotfallsanitäter oder den “First Responder”. Damit sollen Ersthelfer, die sich in der Nähe aufhalten, über Smartphone-Apps alarmiert werden und Erste Hilfe leisten, bis der Notarzt eintrifft.