Tausende Menschen haben sich am Erinnerungs- und Demokratieprojekt „Die Rückkehr der Namen“ in München beteiligt. Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sagte, es brauche solche Projekte und „vor allem die Empathie der gesamten Gesellschaft“, um die Erinnerung an die sechs Millionen Opfer der Schoah wachzuhalten. Mit dem Projekt des Bayerischen Rundfunks (BR) und der Landeshauptstadt sollte an 1.000 NS-Opfer erinnert werden.
Schuster sagte, jüdische Menschen seien seit dem Hamas-Terrorangriff am 7. Oktober 2023 auf Israel auch in Deutschland „einem massiven Antisemitismus ausgesetzt“, der öffentlich kaum wahrgenommen werde. In der deutschen Gesellschaft sei eine Empathielosigkeit gegenüber Antisemitismus-Betroffenen verbreitet, weil vor allem junge Menschen Antisemitismus häufig nur in Geschichtsbüchern verorteten: „Dabei ist er heute real.“ Die vielen Teilnehmer beim BR-Projekt bewertete Schuster als ein „Aufbegehren der Mitte“.
Eine symbolische Rückkehr der NS-Opfer
Beim Projekt „Die Rückkehr der Namen“ haben an den jeweils letzten Wohnorten der Ermordeten Patinnen und Paten mithilfe von Fotografien und Lebensdaten an ihren Namen erinnern. An der Aktion beteiligten sich laut Veranstalter zwölf Schulen und über 80 Organisationen wie etwa der Bayerische Landtag, Wohlfahrtsverbände, Opfervereinigungen und Religionsgemeinschaften. Auch Prominente wie der bayerische Landesbischof Christian Kopp haben sich als Pate an der Aktion beteiligt.
Die bayerische Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) würdigte als Schirmherrin der Aktion die „symbolische Rückkehr“ von Tausenden Münchnerinnen und Münchnern, die von den Nationalsozialisten von 1933 bis 1945 „aus dem Stadtleben verdrängt wurden“. BR-Intendantin Katja Wildermuth sagte, es sei „gesetzlicher Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“, den gesellschaftlichen Zusammenhat zu fördern. Man wolle mit dem Projekt nicht nur erinnern, sondern auch zu Toleranz, Zivilcourage und Menschlichkeit ermuntern.
Viele Menschen beteiligten sich an der Aktion
Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, sagte, indem man „die Namen der Verfolgten, Deportierten und Ermordeten“ in ihrer Heimatstadt öffentlich ins Gedächtnis rufe, entreiße man sie „der Anonymität dieses unvorstellbaren Verbrechens“. Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, bezeichnete es als „fantastisches Zeichen“, dass sich so viele Menschen an dem Projekt beteiligen und dadurch die „Namen der Opfer“ sichtbar machen.
Knapp 5.000 Menschen gedenken NS-Opfern am Odeonsplatz https://t.co/Q4HvaF37yT
— BR24 (@BR24) April 11, 2024