FRANKFURT A. M. – Der Protest aus der evangelischen Kirche gegen die europäische Abschottung gegenüber Flüchtlingen wird lauter. Der Migrationsexperte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Rekowski, äußerte sich entsetzt über die Kriminalisierung der Rettungseinsätze im Mittelmeer. Der rheinische Präses Rekowski bezeichnete Seenotrettung nach internationalem Recht als humanitäre Verpflichtung. „Soll man die in Seenot geratenen Flüchtlinge denn wissentlich ertrinken lassen?“
Bei einem Besuch auf Malta wies Rekowski Vorwürfe zurück, private Seenotretter spielten Schleppern in die Hände. „Diese Helferinnen und Helfer retten Menschenleben, die in Seenot sind“, sagte er am vergangenen Montag nach einem Treffen mit Crew-Mitgliedern des von Behörden festgesetzten Rettungsschiffs „Sea-Watch 3“ in Valetta.
Der hannoversche Landesbischof Meister mahnte, nicht taub zu werden für die einzelnen Geschichten der Not. Es sei „beschämend“, dass das Humanitätsideal gegenwärtig auf der Strecke bleibe, sagte er der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ .
Meister rief Politik und Wirtschaft zu einem verstärkten Einsatz auf, um weltweite Armut zu bekämpfen: „Die Alternative wäre, fortwährende Ungerechtigkeit zu akzeptieren, und damit den massenhaften Tod von Menschen.“
Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm kritisierte einen menschenverachtenden Grundton in der Asyldebatte. Im Bayerischen Rundfunk sprach er von einem beispiellosen Verfall der Sprache und Sitten und forderte eine verbale Abrüstung.
Die Publizistin Beatrice von Weizsäcker rief die christlichen Institutionen zu deutlicherem Einspruch gegen die Pläne in der europäischen Asylpolitik auf. Die Juristin, die dem Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentags angehört, erklärte: „Menschen, die Flüchtlingen helfen, dürfen nicht kriminalisiert werden.“ Zusammen mit zwei Präsidiumskollegen, dem Europaabgeordneten Sven Giegold (Grüne) und dem Menschenrechtler Ansgar Gilster, hat von Weizsäcker eine Petition auf der Plattform change.org gestartet, in der eine humane, an Lebensrettung orientierte Flüchtlingspolitik gefordert wird. epd