Wie die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer besuchte sie als Zeitzeugin zahlreiche Schulen. Nun starb Rachel Dror, die in Stuttgart lebte, mit 103 Jahren. Innenminister Strobl würdigte sie als große Persönlichkeit.
Die Holocaust-Überlebende Rachel Dror ist am Samstag im Alter von 103 Jahren gestorben. Das teilte die Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs am Montag in Stuttgart mit. Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) erklärte: “Mit Rachel Dror verlieren wir eine ganz große, starke Persönlichkeit.”
Geboren wurde Dror am 19. Januar 1921 in Königsberg (Ostpreußen) als Rachel Zipora Lewin. Nach den Novemberpogromen floh sie nach Palästina. Ihre Familie wurde während der Schoah ermordet. “Nach der Gründung Israels wurde sie eine der ersten Polizistinnen des jungen jüdischen Staates, bevor sie in den 1950er Jahren nach Deutschland zurückkehrte”, hieß es. Als Kunst- und Techniklehrerin arbeitete sie an einer Sprachheilschule in Stuttgart, wo sie seither wohnte.
Nach ihrer Pensionierung engagierte sich Dror über mehr als drei Jahrzehnte im jüdisch-christlichen Dialog. Sie habe Generationen junger Menschen bei Synagogenführungen eine Begegnung mit jüdischer Religion, Tradition und Geschichte ermöglicht, hieß es.
Als Zeitzeugin der Schoah besuchte sie zahlreiche Schulen – ähnlich wie Margot Friedländer aus Berlin, die ebenfalls 103 Jahre alt ist. Dror habe damit “einen wichtigen Beitrag geleistet, jungen Menschen die Werte von Freiheit, Toleranz und Demokratie nahe zu bringen”.
Regelmäßig führte sie durch die Stuttgarter Synagoge. “Mit Ihrer gesamten Persönlichkeit prägte Rachel Dror nicht nur das Gesicht unserer Gemeinde nach außen, sondern genoss auch innerhalb unserer Gemeinde den allergrößten Respekt”, betonte die Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs.
1996 wurde Dror mit der Otto-Hirsch-Auszeichnung der Landeshauptstadt Stuttgart geehrt. 2012 erhielt sie den Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg.
Strobl erklärte, Drors Leben sei geprägt gewesen von Mut und Zuversicht. “Ohne Angst wollte sie leben und ohne Angst ist sie dem Leben begegnet – dabei hatte sie ihre Heimat und ihre Familie im dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte verloren”, so Strobl, der hinzufügte: “Sie hatte eine große innere Kraft.” Diese “unerschütterliche Kraft” habe man bei jeder Begegnung mit ihr spüren können. “Begegnungen mit Rachel Dror waren für mich besonders kostbar und ich werde diese tief in mir bewahren.”