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Hochschulverband warnt vor Antisemitismus und Intoleranz

Der Deutsche Hochschulverband (DHV) warnt angesichts des Rechtsrucks in der westlichen Welt vor Antisemitismus und Intoleranz. „Wenn europaweit und zuletzt auch in Deutschland Parteien mit fremden- und wissenschaftsfeindlichen Untertönen Wahlerfolge verzeichnen, bereitet das Sorge“, sagte DHV-Präsident Lambert T. Koch am Donnerstag in Bonn. Hochschulen und Wissenschaft müssten weiterhin uneingeschränkt international ausgerichtet bleiben, mahnte er anlässlich des Jahrestages der Reichspogromnacht von 1938.

Koch betonte, dass der Wille der Wählerinnen und Wähler als Ausdruck des demokratischen Souveräns zu respektieren sei. Doch zugleich müsse auf die wachsende Gefährdung der Wissenschaftsfreiheit hingewiesen werden. Wissenschaftliche Exzellenz setze Perspektivenvielfalt und intellektuelle Anregungen voraus und beruhe auf ungehinderten grenzüberschreitenden Kooperationen und weltweitem Austausch, erklärte der Wirtschaftswissenschaftler und ehemalige Rektor der Universität Wuppertal.

„Um sich im globalen Wettbewerb um die besten Köpfe zu behaupten, muss außerdem verstärkt um internationale Talente geworben werden. Das kann nur gelingen, wenn sich diese jeweils vor Ort nicht nur willkommen, sondern auch sicher und gut aufgehoben fühlen“, unterstrich Koch. Voraussetzung und Garant dafür sei „eine offene Gesellschaft, in der jede und jeder vor Diskriminierung geschützt ist“.

Koch unterstrich zudem, dass Hochschulen und Wissenschaft Orte bleiben müssten, an denen strittige Fragen, wie etwa der Nahost-Konflikt, offen und kontrovers diskutiert werden könnten. Der DHV-Präsident bezeichnete es als beschämend und nicht hinnehmbar, dass jüdische Studierende und Lehrende seit dem Terror-Angriff der Hamas auf Israel an Hochschulen im deutschsprachigen Raum „tief verunsichert“ seien. Entschieden zurückzuweisen seien Versuche, israelische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für die Politik der Regierung Netanjahu in Mithaftung zu nehmen. „Der Ausschluss und Boykott der Kolleginnen und Kollegen von Tagungen oder Kooperationen sind inakzeptabel und widersprechen allen akademischen Umgangsformen.“

Der Deutsche Hochschulverband ist die bundesweite Berufsvertretung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland. Er hat rund 33.500 Mitglieder.