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Historiker aus NRW informieren sich über ruandische Erinnerungskultur

Der Arbeitskreis der NS-Gedenkstätten und Erinnerungsorte in NRW plant für das kommende Jahr eine Reise nach Ruanda. Dort wollen die Historikerinnen und Historiker die Erinnerungskultur kennenlernen, die in dem ostafrikanischen Land zum Gedenken an die Opfer des Völkermords vor 30 Jahren entstanden ist, wie die Vereinte Evangelische Mission (VEM) am Donnerstag in Wuppertal mitteilte. Im Missionshaus der VEM traf sich der Arbeitskreis in dieser Woche, um die Reise vorzubereiten.

„Der Genozid in Ruanda ist schon deshalb besonders, weil eine einzelne Volksgruppe in einem Land mit nur drei Volksgruppen angegriffen wurde, weil es noch heute so tiefe Verwundungen in der Gesellschaft gibt, weil dieser Völkermord erst 30 Jahre her ist und weil sich die Welt überhaupt nicht darum gekümmert hat“, erklärte der Vorsitzende des Arbeitskreises der NS-Gedenkstätten und Erinnerungsorte in NRW, Stefan Mühlhofer. Es sei zudem spannend, zu beobachten, „wie ein durch den Genozid zerrissenes Land versucht, wieder zu einer Nation zusammenzukommen“.

Die Wissenschaftler werden auf Einladung des Kirchenpräsidenten der Presbyterianischen Kirche Ruandas (EPR), Pfarrer Pascal Bataringaya, und des Leiter der Division Afrika und Deutschland der VEM, Pfarrer John Wesley Kabango, im April und Mai für knapp zwei Wochen nach Ruanda reisen. Das falle in den Zeitraum der 100-tägigen Staatstrauer, die in jedem Jahr am 7. April zum Gedenken an den Völkermord im Jahr 1994 in Ruanda ausgerufen wird, hieß es. Damals wurden innerhalb von 100 Tagen mehr als 800.000 Tutsi vor den Augen der Weltöffentlichkeit durch die Volksgruppe der Hutu ermordet.

Die deutschen Historiker wollen den Angaben zufolge erfahren, auf welche Weise die ruandische Gesellschaft den Herausforderungen des Völkermordes begegnet. Sie werden außerdem die Versöhnungs- und Friedensarbeit der EPR-Kirche, die zur VEM-Gemeinschaft gehört, kennenlernen. Auf dem Programm stehen überdies Besuche mehrerer Gedenkstätten und Erinnerungsorte im ganzen Land. Auch mit den Opfern und Tätern des Völkermords in Ruanda sucht die Gruppe das Gespräch.