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Hilfswerk kritisiert Politik zur Fluchtursachenbekämpfung

Berlin – Das evangelische Hilfswerk „Brot für die Welt“ hat die deutsche Politik zur Fluchtursachenbekämpfung scharf kritisiert. Leider gehe es derzeit vor allem darum, „wie Entwicklungszusammenarbeit am effektivsten Flüchtlinge aus Europa fernhalten kann“, sagte Präsidentin Cornelia Füllkrug-Weitzel bei der Vorstellung der Jahresbilanz ihrer Hilfsorganisation in Berlin. „Hier von Flucht­ursachenbekämpfung zu reden, ist Augenwischerei.“
Es gebe den weltweiten Trend, Entwicklungsgelder auch für sicherheitspolitische und militärische Aufgaben oder Migrationskontrolle zu nutzen – zur Verstärkung von Grenzen oder Ausbildung und Ausrüstung von Polizei und Militär. Die Hilfen würden darüber hinaus zunehmend als „Belohnung für willige Kooperation“ eingesetzt und dienten nicht der nachhaltigen Entwicklung von Ländern, die die Hilfen am dringendsten bräuchten. Füllkrug-Weitzel wies darauf hin, dass die große Mehrheit der fast 70 Millionen Menschen, die 2017 weltweit auf der Flucht vor Krieg und Konflikten waren, in die armen und ärmsten Nachbarländer fliehen.
Zugleich forderte sie die Politik auf, auch die eigene Mitverantwortung für die Fluchtursachen wie Waffenexporte und unfaire Handelsbeziehungen anzuerkennen. Es gehe darum, „nicht nur das Richtige zu tun, sondern auch das Falsche zu lassen“, sagte sie.
Bei Spenden und Kollekten hat „Brot für die Welt“ nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr mit 61,8 Millionen Euro leicht um 50 000 Euro gegenüber dem Vorjahr zugelegt. Ferner erhielt das Werk Mittel des Kirchlichen Entwicklungsdienstes (54,7 Millionen Euro) und Beiträge Dritter in Höhe von 150,6 Millionen Euro vor allem aus dem Bundesentwicklungsministerium. Insgesamt standen dem Hilfswerk der evangelischen Kirchen und Freikirchen 282,2 Millionen Euro zur Verfügung, 3,2 Prozent mehr als 2016 (273,5 Millionen Euro). „Brot für die Welt“ ist in mehr als 90 Ländern tätig und arbeitet dort mit lokalen Partnern zusammen. Regionaler Schwerpunkt war im vergangenen Jahr Afrika. epd