Teamgeist braucht es auch in unserer Gesellschaft, meint Österreichs Fußballlegende “Schneckerl” Prohaska. “Teamgeist funktioniert nicht, wenn sich einer für den Wichtigsten hält und macht, was er will.”
Der Sport ist für die österreichische Fußballlegende Herbert “Schneckerl” Prohaska zur Lebensschule geworden. Immer nur zu gewinnen, sei langweilig, sagte der 83-fache Nationalspieler vor seinem 70. Geburtstag (8. August) den österreichischen Kirchenzeitungen. “Das Reizvolle ist zu wissen, dass man auch verlieren kann”, meinte er mit Blick auf die 0:9-Niederlage gegen Spanien als Nationaltrainer und auf seine Trainerentlassung bei Austria Wien. “Auch das war bitter, aber es gehört dazu”, so der für seinen Humor bekannte Prohaska. Sportliche Niederlagen habe er als Chancen für persönliche Entwicklung gesehen.
In Deutschland bekannt wurde Prohaska, der seinen wienerischen Spitznamen “Schneckerl” für seine frühere Lockenpracht erhielt, bei der WM 1978. In der legendären “Schmach von Córdoba” warf Österreich Deutschland mit einem sensationellen 3:2-Sieg aus dem Turnier (“I werd’ narrisch!!”).
Aus dem Fußball habe er viele Lehren gezogen, sagte Prohaska: Im Mannschaftssport müsse man sich in eine Gemeinschaft eingliedern, lerne, miteinander umzugehen, pünktlich zu sein und sowohl Fans als auch Gegnern mit Respekt zu begegnen. “Teamgeist funktioniert nicht, wenn sich einer für den Wichtigsten hält und macht, was er will”, so der gebürtige Wiener, der seit 51 Jahren verheiratet ist.
Auch in der Gesellschaft brauche es besagten Teamgeist dringend. “In der Gemeinschaft kann man viel Gutes bewirken. Alleine ist es schwierig”, erklärte der frühere Profisportler. So sei es etwa im Kleinen mit der Mülltrennung: Wenn nur ein Haushalt in der Straße auf Recycling achte und der Rest nicht, werde das wenig bringen. Leider neige der Mensch dazu zu sagen: “Warum soll ich das machen, wenn es die anderen auch nicht machen?”, bedauert Prohaska, der im Wiener “Arbeiterbezirk” Simmering aufgewachsen ist.
Weiter gedacht liege es auch “in der Hand von Menschen”, Kriege zu beenden. “Auch wenn das naiv klingt”: Menschen müssten sich an einen Tisch setzen und friedliche Lösungen finden, so Prohaska.
Er zählt zu den erfolgreichsten österreichischen Fußballern überhaupt. Als Mittelfeldspieler nahm er an den WMs 1978 und 1982 teil. Auf Vereinsebene spielte er unter anderem für Inter Mailand und AS Roma. Später war er als Trainer tätig, unter anderem für Österreichs Nationalteam bei der WM 1998.