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Helmholtz-Präsident Wiestler: Bei KI nicht ins Hintertreffen geraten

Mit Vorsicht, aber doch entschlossen: Der Helmholtz-Präsident fordert einen konsequenten Einsatz von KI. Große Chancen eröffneten sich in der Medizin.

Der Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, Otmar D. Wiestler, ruft die deutsche Gesellschaft auf, sich auf einen vorsichtigen, aber konsequenten Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) zu verständigen. “Wir haben die Pflicht, die Entstehung und Realisierung von KI-Systemen konsequent und nachhaltig zu unterstützen, um international nicht ins Hintertreffen zu geraten”, sagte er am Mittwochabend im Dom von Münster. “Zugleich müssen wir uns auf einen verantwortungsvollen Umgang mit KI verständigen.” Wiestler sprach in der Reihe “Domgedanken”, die in diesem Jahr unter dem Motto “Zukunft Deutschland – Bestehen in einer gefahrvollen Welt” steht.

Wiestler lobte die Hightech-Agenda der neuen Bundesregierung. Sie könne sich erheblich auf den Standort Deutschland auswirken. Die Künstliche Intelligenz, die zu den Schlüsselfeldern in der Agenda gehöre, werde künftig in alle Lebens- und Forschungsbereiche eindringen und habe enormes Potenzial. So könne sie die Entwicklungszyklen in Produktionsprozessen verkürzen und in der Klimaforschung viel robustere Szenarien in den Blick nehmen.

“Wir werden mit KI auf völlig neuer Grundlage Verfahren, Prozesse und Systeme entwickeln”, sagte der Helmholtz-Chef. In der Medizin seien völlig neue Verfahren der Bilddiagnostik möglich. Dazu würden aber enorme Datenmengen und leistungsfähigste Rechner benötigt. Zu den Schlüsselfeldern der Zukunft gehörten auch die Quantentechnologien, durch die vieles messbar werde, was bisher unsichtbar sei. Besonders in der Medizin würden phänomenale Fortschritte erwartet.

Auch die Mikroelektronik durchdringt nach Wiestlers Ansicht das ganze Leben. “Ohne leistungsfähige Chips wird vieles künftig nicht mehr möglich sein”, mahnte er. “Wir müssen auf diesem Gebiet selbst Kompetenz im eigenen Land aufbauen, um resilient zu sein.” Auf dem Gebiet der Biotechnologie müsse Deutschland sehr viel schneller darin werden, Erkenntnisse aus der Forschung in die medizinischen Kliniken zu bringen.

Wiestler rief auch dazu auf, Energiesysteme völlig neu zu organisieren, um von großen Netzen wegzukommen und widerstandsfähiger zu werden. Ohne kohlendioxidarme Energie sei keine Klimaneutralität zu erreichen. Noch sei es ein Traum, Energie auf der Basis von Kernfusion herzustellen, aber dieses hochkomplexe Verfahren sei in der wissenschaftlichen Debatte hochaktuell. “Der Entwicklungsprozess wird aber noch 20 bis 25 Jahre dauern”, so der Helmholtz-Präsident. Große Hoffnungen setzt er auch auf die Entwicklung neuartiger Batteriesysteme und die Herstellung synthetischer Kraftstoffe mit neutraler Co2-Bilanz.