Leer/Washington. Der Kirchenpräsident der Evangelisch-reformierten Kirche, Martin Heimbucher, hat US-Präsident Donald Trump einen “schauerlichen Missbrauch der Bibel” vorgeworfen. Trump hatte mit einer Bibel in der Hand vor der St. Johns Episcopal Church nahe des Weißen Hauses in Washington D.C. für Fotografen posiert. Die Polizei hatte zuvor die Umgebung mit Tränengas und Gummigeschossen von Demonstranten geräumt. “Die Demonstrationen richten sich gegen den Rassismus, Polizeigewalt und die Ungleichheit im Land”, sagte der Kirchenpräsident in Leer. Statt nun die Grundwerte seines Landes zu vertreten und zum Frieden aufzurufen, gieße Trump weiter Öl ins Feuer.
Heimbucher solidarisierte sich mit der Bischöfin der Episcopal Church, Mariann Edgar Budde, die gegen Trumps Auftritt protestiert hatte: “Ungefragt hat Trump eine Kirche ihrer Diözese als Hintergrund für seine scheinheilige Show verwendet”, sagte Heimbucher. Budde selbst hatte die Aktion kritisiert und gesagt: “Der Präsident hat gerade eine Bibel, den heiligsten Text der jüdisch-christlichen Tradition für eine Botschaft verwendet, die den Lehren Jesu und allem widerspricht, wofür unsere Kirchen stehen.”
“Trump kennt nur einen Gott: sich selbst”
Heimbucher verwies auf die Botschaft der Versöhnung als Mitte der Bibel: “Diese Bibel wird Herrn Trump wie ein Felsen vor die Füße fallen.” Im 1. Johannesbrief heiße es: “Gott ist Liebe.” “Trump aber kennt in seinem Leben offenbar nur einen Gott: nämlich sich selbst. Ich hoffe, dass jetzt auch die evangelikalen Christen in den USA begreifen: Herr Trump kann nicht länger ihr Präsident sein”, unterstrich der Kirchenpräsident.
Mit der Bibel in der Hand gegen die Nächsten. Was für eine Gotteslästerung.
— Petra Bahr (@bellabahr) June 2, 2020
Auch die evangelische Regionalbischöfin Petra Bahr aus Hannover zeigte sich entsetzt über Trumps Auftritt. “Mit der Bibel in der Hand gegen die Nächsten. Was für eine Gotteslästerung”, schrieb Bahr auf Twitter. Die Theologin war Ende April von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) in den Deutschen Ethikrat berufen worden. (epd)