Berlin/epd Der Berliner Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg ist in den vergangenen Wochen Ziel rechtsextremer Angriffe geworden. Es sei unter anderem bei Video-Gottesdiensten zu antisemitischen Äußerungen, zum Zeigen verfassungswidriger Kennzeichen und Drohungen gekommen, bestätigte eine Sprecherin des Kirchenkreises am 3.?Dezember auf Anfrage dem Evangelischen Pressedienst (epd). Unter anderem sei bei einem Gottesdienst auf der Videoplattform Zoom ein Hakenkreuz gezeigt und martialische Musik eingespielt worden. Auch sei versucht worden, eigene Filme in den Gottesdienst einzuspielen.
„Wir haben alle Vorfälle zur Anzeige gebracht und werden das auch in Zukunft tun“, sagte die Kirchenkreis-Sprecherin. Der für politisch motivierte Kriminalität zuständige Staatsschutz habe die Ermittlungen übernommen. Der Kirchenkreis will das Onlineformat bei Gottesdiensten trotz der Vorfälle weiter offen gestalten. Der Zugang solle auch künftig ohne Anmeldung und Registrierung möglich sein, betonte die Sprecherin. Dennoch soll die Sicherheit erweitert werden.
Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) zeigte sich am vergangenen Donnerstag bestürzt über die Angriffe und die damit verbundenen Störungen kirchlich-religiöser Handlungen. „Ich schätze das enorme und für eine friedvoll zusammenlebende Gesellschaft so wichtige Engagement des Kirchenkreises“, sagte sie. Sie verwies darauf, dass sich der Kirchenkreis regelmäßig mit interreligiösen Veranstaltungen engagiere und zeige, „dass es wichtig ist, Brücken zu bauen und einander die Hand zu reichen“.
Landesonlinepfarrer plädiert für Sicherheitsmaßnahmen
In der EKBO sei es der erste bekannte Fall eines sogenannten Zoombombing, sagte Landesonlinepfarrer Andreas Erdmann dem epd. Im Frühjahr, als mit Beginn der Corona-Krise Gottesdienste verstärkt online angeboten wurden, habe es bereits rechte Angriffe gegeben. Damals seien Gottesdienste, die etwa auf Youtube oder Twitch gestreamt wurden, das Ziel gewesen. „Es wurden die Server angegriffen, bei denen es zu Verbindungsabbrüchen kam, sodass der Gottesdienst bei den Teilnehmenden viel Geduld einforderte“, berichtete Erdmann.
Der Onlinepfarrer und IT-Experte plädiert für bestimmte Sicherheitsmaßnahmen. So habe der Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg nach der Attacke alles richtig gemacht, indem er den Gottesdienst auf Instagram fortgesetzt habe und die Vorfälle zur Anzeige brachte.
Erdmann empfiehlt Kirchengemeinden, für Online-Gottesdienste die Web-Einstellungen so zu konfigurieren, dass Zugriffe nur von Deutschland aus möglich sind: „Mögliche Angriffe, die zur Anzeige gebracht werden, sind dann für die Behörden leichter nachvollziehbar, wenn sie nicht über einen Proxy-Server im Ausland geleitet werden können.“