Rund 800 Menschen haben am Sonnabend in Hannover nach Polizeiangaben gegen Extremismus und Antisemitismus demonstriert. Bei der Kundgebung unter dem Motto „Demokratie stärken“ sagte Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne): „Es gibt sehr viel Hass in diesem Land.“ Rassismus zeige sich tagtäglich. Zugleich gebe es Menschen, die den Hass zur Seite schöben. Tausendfach engagierten sie sich dafür, das Leben besser zu machen. Sie setzten sich für den Klimaschutz ein und gegen Rassismus und Faschismus.
Zu der Versammlung gegenüber dem niedersächsischen Landtag hatten der Freundeskreis Hannover und die Initiative „bunt statt braun“ aufgerufen. Sie hatten sie gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern aus Kirche, Politik, Gewerkschaften, Sport und Stadtgesellschaft organisiert. Angesichts der Herausforderungen für die Demokratie sei es wichtiger denn je, Haltung zu zeigen, sagte Konstanze Beckedorf vom Freundeskreis. So sei es erneut und mehrfach zu antisemitischen Vorfällen und diskriminierenden Ausgrenzungen gekommen, auch in Hannover.
In der Nacht zu Freitag hatten dort Unbekannte rassistische Schmierereien an das Rathaus gesprayt, die auch persönliche Anfeindungen gegen den Oberbürgermeister enthielten. Dort habe unter anderem „Kanake“ gestanden, sagte Onay und fügte unter Applaus an: „Ja, ich bin Gastarbeiterkind und ich bin wahnsinnig stolz darauf.“ Wenn Muslime bedroht würden, dann sei er Moslem. „Und wenn jüdisches Leben in dieser Stadt bedroht ist, ja, dann bin ich der jüdische Oberbürgermeister.“
Rednerinnen und Redner betonten ihre Solidarität mit Onay. Hannovers Regionspräsident Steffen Krach (SPD) sagte: „Wenn Demokraten und Demokratinnen angegriffen werden, dann stehen Demokraten und Demokratinnen zusammen.“ In Hannover seien eine Mehrheit Demokraten, sagte er. Doch angesichts eines wachsenden Misstrauens in die Demokratie gelte es, für diese zu kämpfen.
Der evangelische Stadtsuperintendent Rainer Müller-Brandes wandte sich gegen politische Falschaussagen, die einzig dazu dienen sollten, eine freie und offene Gesellschaft zu zerstören. Die Wahl Donald Trumps, die Lügen Putins und der wachsende Zulauf der AfD seien Alarmzeichen. Wenn die Demokratie schlecht gemacht werde, gelte es, ganz klar dagegenzuhalten. Es sei nötig, „Ja“ zu sagen zu einer Gesellschaft, die nicht ausgrenze, die bunt sei und die sich kümmere, „auch um die, denen es schlecht geht“.