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Gute Trauben hervor bringen

Der Geschwister in Ägypten und überall gedenken. Gedanken zum Predigttext am Sonntag Reminiszere. Von Cornelia Kulawik

Predigttext am Sonntag Reminiszere: Jesaja 5, 1–7 1 Wohlan, ich will von meinem lieben Freunde singen, ein Lied von meinem Freund und seinem Weinberg. Mein Freund hatte einen Weinberg auf einer fetten Höhe. 2 Und er grub ihn um und entsteinte ihn und pflanzte darin edle Reben. Er baute auch einen Turm darin und grub eine Kelter und wartete darauf, dass er gute Trauben brächte; aber er brachte schlechte. 3 Nun richtet, ihr Bürger zu Jerusalem und ihr Männer Judas, zwischen mir und meinem Weinberg! 4 Was sollte man noch mehr tun an meinem Weinberg, das ich nicht getan habe an ihm? Warum hat er denn schlechte Trauben gebracht, während ich darauf wartete, dass er gute brächte? 5 Wohlan, ich will euch zeigen, was ich mit meinem Weinberg tun will! Sein Zaun soll weggenommen werden, dass er kahl gefressen werde, und seine Mauer soll eingerissen werden, dass er zertreten werde. 6 Ich will ihn wüst liegen lassen, dass er nicht beschnitten noch gehackt werde, sondern Disteln und Dornen darauf wachsen, und will den Wolken gebieten, dass sie nicht darauf regnen. 7 Des Herrn Zebaoth Weinberg aber ist das Haus Israel und die Männer Judas seine Pflanzung, an der sein Herz hing. Er wartete auf Rechtsspruch, siehe, da war Rechtsbruch, auf Gerechtigkeit, siehe, da war Geschrei über Schlechtigkeit.

VonCornelia Kulawik

Der zweite Sonntag der Passionszeit trägt den lateinischen Namen „reminiszere“ – gedenke! Seit langem ist er dem Gedenken an bedrängte und verfolgte Christen in aller Welt gewidmet. EKD-weit wird in diesem Jahr die Situation der Geschwister in Ägypten in den Blick genommen. Rund neun Millionen Christen leben hier, die meisten unter ihnen gehören zur koptischen Kirche. Unsere Landeskirche hat als ägyptische Partnerkirche die Nil-Synode. Das sogenannte Weinberglied aus dem Prophetenbuch Jesaja macht deutlich, wie eng Gottes – glaube und gesellschaftliche beziehungsweise politische Analyse und Kritik Hand in Hand gehen. Denn für Jesaja ist die gesamte Gottes – beziehung schlichtweg leer, wenn sie nicht Grundlage ist, um gesellschaftlichem Unrecht entgegenzuwirken. Gott hatte seinen Weinberg auf fruchtbarem Land angelegt, hatte alles getan, damit er gute Trauben brächte. Doch seine Pflanzung, die Menschen, an denen sein Herz hing, brachten keine guten Früchte. „Gott wartete auf Rechtsspruch, siehe da war Rechtsbruch, auf Gerechtigkeit, siehe, da war Geschrei über Schlechtigkeit“ (Jesaja 5,7). „Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind“ (Psalm 25, 6). Mit dem Leitvers für diesen Sonntag bitten wir nicht nur für die ägyptischen Christen, die durch zahlreiche Anschläge auf Kirchen und christliche Stätten des Landes großes Leid erfahren haben, sondern ebenso für die Angehörigen muslimischen Glaubens, die ihre Nächsten bei dem Anschlag auf eine Moschee im November ver – loren.

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