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Gute Noten für die Konfirmandenarbeit

Ein großer Teil der Jugendlichen ist mit ihrer Konfirmandenzeit zufrieden. Das ergab die zweite bundesweite Studie zur Konfirmandenarbeit. Besonders wichtig für die jungen Menschen sind die Gemeinschaft, die Geschenke und der Segen

shootingankauf - Fotolia

In diesen Wochen werden mehr als 20 000 Jungen und Mädchen in den 515 westfälischen Kirchengemeinden konfirmiert. Rund 1200 von ihnen haben sich in der zurückliegenden Konfirmandenzeit taufen lassen oder werden im Konfirmationsgottesdienst getauft. Das sind beträchtliche Zahlen. Mit der Konfirmandenarbeit erreicht die Evangelische Kirche rund ein Drittel aller Jugendlichen. Welcher „Verein“ kann das sonst von sich sagen? Zu den Konfirmandinnen und Konfirmanden kommen tausende von freiwilligen Helfern (sogenannte Teamer) hinzu, die vor allem bei Blocktagen, auf Fahrten und bei Konfi-Camps mitwirken, Themen vorbereiten und mit den Pfarrerinnen und Pfarrern gemeinsam Gruppen leiten. Meist sind das ehemalige Konfis, also ältere Jugendliche und junge Erwachsene.

In diesen Tagen und Wochen geht wieder ein Konfirmationsjahrgang zu Ende. Für Konfis, Pfarrerinnen und Pfarrer, hauptamtliche Jugendmitarbeiter oder Teamer ist es eine Zeit, Bilanz zu ziehen: Was haben wir erreicht? Wo stehen wir? Was wird bleiben von dieser gemeinsamen Zeit? Wen werden wir wiedertreffen und bei welcher Gelegenheit?
Zum zweiten Mal innerhalb von fünf Jahren haben die Landeskirchen in Deutschland Bilanz in der Konfirmandenarbeit gezogen. Bereits im Herbst 2007 und im Frühjahr 2008 hatte es eine vergleichbare Befragung in Deutschland und so auch in Westfalen gegeben. Rund 10 000 Konfis wurden im Herbst 2012 und im Frühjahr 2013 nach ihren Erwartungen an die Konfirmandenarbeit und die Konfirmation sowie nach ihren Erfahrungen mit der Konfirmandenzeit gefragt.  
Die Jugendlichen geben der Konfirmandenarbeit insgesamt durchaus gute Noten. Drei Viertel von ihnen sind zufrieden mit der Konfirmandenzeit. Eine wichtige Rolle spielen dabei Pfarrerinnen und Pfarrer, aber auch andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Von zentraler Bedeutung sind darüber hinaus Erfahrungen von Gemeinschaft an Konfirmanden-Wochenenden, bei Fahrten und Freizeiten und auf Konfi-Camps. Zwei Drittel haben viel Spaß in der Zeit erlebt und ebenso viele haben den Eindruck, in ihrer Kirchengemeinde anerkannt zu sein.
Aber nicht nur auf der Ebene der persönlichen Beziehungen ist die Konfirmandenzeit von Bedeutung. Zwei Drittel der westfälischen Konfis sagen von sich, sie hätten mehr über Gott und den Glauben erfahren. 60 Prozent fühlen sich am Ende der Konfirmandenzeit fähig, selber über ihren Glauben zu entscheiden. Die ohnehin hohe Wertschätzung von Glaube und Kirche erfährt bei den Konfis in dieser Zeit eine Steigerung. 68 Prozent bewerten den Glauben positiv oder sogar sehr positiv. Bei sieben von zehn Konfis in Westfalen bekommt die Kirche eine gute oder sehr gute „Note“.
Zwei Drittel haben den Eindruck, in der Kirche gibt es Mitwirkungsmöglichkeiten für Jugendliche. Immerhin ein Drittel aller Befragten wären am Ende der Konfirmandenzeit bereit, sich weiter zu engagieren. Das bedeutet auf die westfälischen Verhältnisse übertragen ein Potenzial von rund 6000 bis 7000 Jungen und Mädchen, die bereit wären, in den über 500 Gemeinden aktiv zu werden.
Das sind durchaus gute Noten, die die Konfis der Konfirmandenarbeit in ihren Gemeinden erteilen. Es ist gut, sich diese Rückmeldungen immer wieder vor Augen zu führen, wenn die Gruppe der Konfis ihr Desinteresse oder eine gewisse Gleichgültigkeit und Nonchalance nach außen zu erkennen gibt.
 Nicht selten ist zu hören, Jugendliche ließen sich vor allem des Geldes wegen konfirmieren, auf jeden Fall selten freiwillig. Die bundesweite Studie relativiert diesen Eindruck etwas. Mehrheitlich sagen die Konfis, sie nähmen von sich aus an der Konfirmandenarbeit teil (63 Prozent). Nur ein Zehntel sagt, sie fühlten sich zur Teilnahme gezwungen. Deutlich mehr als die Hälfte (57 Prozent) nimmt teil, weil sie als Kind getauft worden sind. Dann folgen drei Motive, die für die Konfis zusammenzuhängen scheinen: Geschenke (55 Prozent), das Familienfest (53 Prozent) und der Segen (48 Prozent). Kurz vor der Konfirmation bekommen diese drei Motive bei den Jugendlichen einen deutlich höheren Stellenwert: Das Familienfest ist für den Großteil der Jugendlichen (80 Prozent) nun von zentraler Bedeutung. Für gut zwei Drittel sind die Geschenke wichtig. Und für immerhin 62 Prozent ist es der Segen.
Nach alttestamentlichem Verständnis ist der Segen durchaus mit Wohlstand und Wohlergehen verbunden. Man kann es vielleicht auch wie eine angehende Gemeindepädagogin in einem Seminar zur Konfirmandenarbeit sehen, die sagt: „Jeder bekommt doch gern Geschenke. Bei der Einschulung bekommen die Kinder eine Schultüte. Keiner würde aber sagen, die Kinder gehen nur darum gern zur Schule, weil sie am Tag der Einschulung Geschenke bekommen.“
Die Grundstimmung bei den Jugendlichen gegenüber der Konfirmandenzeit ist insgesamt positiv. Aber es gibt auch Verbesserungspotenziale. Dazu zählen die Gottesdienste. Knapp die Hälfte ist zufrieden mit den Gottesdiensten. Aber im Laufe der Konfirmandenzeit erleben Jugendliche den Gottesdienst zunehmend als langweilig. Westfälische angehende Konfis werden zu einem Besuch von durchschnittlich 25 und mehr Gottesdiensten verpflichtet. Der Besuch wird fast überall kontrolliert, überwiegend durch Unterschriften. Dazu eine Konfirmandin: „Man sollte auch nicht unbedingt 25 mal in die Kirche gegangen sein. Ich war etwa 15 Mal da und weiß schon viel mehr Bescheid über Gebete und so als vorher.“
Es gibt vier Bereiche, die aus Sicht der Jugendlichen problematisch sind: Die musikalische Gestaltung; die Möglichkeit, selber an Gottesdiensten mitzuwirken; der Bezug der Themen des Gottesdienstes auf das eigene Leben und die eher wenig interessanten Predigten.
Dabei stehen Konfis den Gottesdiensten nicht pauschal kritisch gegenüber. Denn immerhin zwei Drittel können von sich sagen, dort nette Leute getroffen zu haben. Und sie haben Erwartungen an die Gottesdienste. Sie wünschen sich eine Stimmung, die ihnen gefällt, ebenso Musik, die auch ihren Erwartungen entspricht sowie das, was sie dort finden, nämlich nette Menschen zu treffen.
Die Rückmeldungen der Konfis lassen fragen: Wie müsste ein Gottesdienst gestaltet sein, der Menschen unterschiedlichen Alters in Fragen ihres Lebens erreicht, durchaus unterschiedlichen musikalischen Geschmäckern gerecht wird, und so verständlich ist, dass Verkündigung als interessant erlebt wird? Wie ließe sich dabei eine Mitbeteiligung der Gemeinde organisieren?
Die Bilanz der Konfirmandenarbeit durch die Konfirmandinnen und Konfirmanden fällt, das zeigen die Ergebnisse der zweiten bundesweiten Studie, durchaus positiv aus. Konfirmandenarbeit ist ein Pfund, mit dem Gemeinden wuchern können.
Vielleicht lässt sich das eine oder andere so weiterentwickeln, wie es eine Konfirmandin am Ende des Fragebogens formuliert: „Ich würde die Konfizeit so gestalten, dass es Spaß macht und lustig ist. Aber auch so, dass man dabei was lernt und es sollte auch noch religiös bleiben. Man sollte den Konfis zeigen, dass die Kirche nicht langweilig ist. Ich würde es auch so gestalten, dass man den Psalm 23 und so nicht auswendig lernen muss.“

Die Ergebnisse der zweiten bundesweiten Studie erscheinen im Sommer unter dem Titel: Konfirmandenarbeit im Wandel – Neue Herausforderungen und Chancen im Gütersloher Verlagshaus. Weitere Informationen zur bundesweiten Studie sowie Material zum Download gibt es unter www.konfirmandenarbeit.eu.