Predigttext
46 (…) Und es war ein Mann im Dienst des Königs; dessen Sohn lag krank in Kapernaum. 47 Dieser hörte, dass Jesus aus Judäa nach Galiläa gekommen war, und ging hin zu ihm und bat ihn, herabzukommen und seinen Sohn zu heilen; denn der war todkrank. 48 Da sprach Jesus zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht. 49 Der königliche Beamte sprach zu ihm: Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt! 50 Jesus spricht zu ihm: Geh hin, dein Sohn lebt! Der Mann glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte, und ging hin. 51 Und während er noch hinabging, begegneten ihm seine Knechte und sagten: Dein Kind lebt. 52 Da fragte er sie nach der Stunde, in der es besser mit ihm geworden war. Und sie antworteten ihm: Gestern um die siebente Stunde verließ ihn das Fieber. 53 Da merkte der Vater, dass es zu der Stunde war, in der Jesus zu ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebt. Und er glaubte mit seinem ganzen Hause. (…)
Worte – sie beschreiben Bilder, sie drücken Gefühle aus, sie können wichtig sein oder auch nur leeres Geschwafel. Worte können verwirren, aber auch komplizierte Zusammenhänge verständlich machen.
Im Johannesevangelium finden wir in besonderer Weise Bedeutungen für „das Wort“. Schon die ersten Verse machen uns wie eine Überschrift klar, dass hier unglaublich viel zu entdecken ist:
„Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns“, die Menschwerdung Gottes, diese Worte klingen in uns noch aus der Weihnachtszeit nach. Jesus ist das lebendige Wort Gottes in der Welt.
Folgen wir dem beschriebenen Weg Jesu von seiner Heimat nach Jerusalem und über Samaria wieder zurück nach Galiläa, entdecken wir, dass den Menschen das gesprochene Wort nicht genügt. Zeichen als Beweis für Gottes Vollmacht werden gefordert. Und fast unwillig erfüllt Jesus diese Erwartungen.
Doch es sind die Zeichen und Wunder Jesu, die sich herumsprechen. Manche Menschen sind sicherlich nur neugierig, andere kommen aber in ihrer Not zu Jesus. Er ist ihre letzte Hoffnung.
Ein königlicher Beamter aus Kapernaum hat ein schwer krankes Kind. Er kommt zu Jesus nach Kana und bittet ihn, seinen Sohn zu heilen. Jesus weist ihn ab. Schon wieder einer, der von ihm ein Zeichen fordert! Doch der Vater lässt nicht locker: „Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt!“
Nein, es geht dem königlichen Beamten nicht um eine Sensation. Er will keinen Gottesbeweis – er will Hilfe für seinen Sohn, mehr nicht. Und Jesus soll derjenige sein, der so etwas kann.
„Geh hin, dein Sohn lebt!“
Das war‘s? Er soll ohne Jesus zurückgehen zu seinem Sohn, nur mit diesem Wort? Was nun? Soll er weiter Jesus bedrängen und bitten oder soll er vertrauen, dass das gilt, was Jesus sagt, nach dem Motto „ein Mann, ein Wort“?
Jesus mutet ihm zu, zu glauben ohne zu sehen. Er nimmt Jesus beim Wort und wird nicht enttäuscht. Noch auf dem Weg nach Hause erhält er die Nachricht: „Dein Kind lebt!“ Für ihn ist klar, dass es Jesu Wort war, das seinen Sohn leben lässt.
Das Wort Jesu hat nicht nur den Sohn gesundgemacht, es hat auch das Herz des Vaters und der Bewohner des Hauses erreicht. Jesus ist ihr Heiland geworden. Sie glauben an ihn über die erfahrene Hilfe hinaus. Er ist jetzt und zukünftig ihr Licht, ihr Retter, ihr Leben.
Also braucht es doch die göttlichen Zeichen und Wunder, um glauben zu können?
Da kommt eine junge Frau eher zufällig in einen Jugendgottesdienst, weil sie durch die Musik in der Kirche neugierig wurde – und sie hört das Wort von dem nahen Gott in seinem Mensch gewordenen Sohn Jesus für sich persönlich und geht beschenkt und mit erfülltem Herz nach Hause.
Da lässt sich jemand einladen, im Kindergottesdienst mitzuarbeiten, weil es mit den Kindern und dem Pfarrer großen Spaß machen soll – und über die eigenen Vorbereitungen bekommt die Botschaft persönliche Bedeutung, und eigenes Vertrauen zu Gott entsteht.
Da kommt ein Mädchen zum Kindermusical. Es erlebt die biblische Geschichte vom barmherzigen Samariter als Sängerin und Darstellerin mit – und am Ende der Woche erzählt die Mutter, dass ihre Tochter abends wieder betet.
Jesus mutet uns zu, zu glauben ohne zu sehen. Auch heute ist das Wort Gottes wirksam. Wo ideenreich und kreativ in der Gemeinschaft Glauben gelebt wird, wird Gottes Wort öffentlich sichtbar. Angezogen von diesen Zeichen kommen Menschen und wollen Teil dieser Gemeinschaft sein. Und sie werden selbst von Gottes Wort erreicht. Vertrauen kann entstehen und im persönlichen Leben wirksam werden.
