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Glaubens- oder Weizenstärke?

Brot ist wesentlicher Bestandteil der christlichen Feier des Abendmahls. Die Schlagzeile „Vatikan verbietet glutenfreie Hostien“ hat viele irritiert – vor allem Menschen mit Zöliakie

© epd-bild / Norbert Neetz

Immer mehr Lebensmittel werden als „glutenfrei“ beworben. Für manchen gilt glutenfreie Ernährung inzwischen sogar als Lifestyle, obwohl die Produkte grundsätzlich Kranken helfen sollen. In Deutschland leidet etwa einer von 200 Menschen an einer Unverträglichkeit gegenüber Gluten, wie es in Getreiden wie Weizen, Roggen oder Gerste vorkommt. Wer an Zöliakie erkrankt ist, muss Getreideeiweiß in Lebensmitteln konsequent meiden, sonst drohen Folgeerkrankungen.

Keine detaillierten Regeln bei Protestanten

Inzwischen gibt es auch glutenfreie Hostien für Abendmahlsfeiern. Allerdings hat vor wenigen Wochen die Schlagzeile „Vatikan verbietet glutenfreie Hostien“ viele Christen mit Zöliakie verunsichert. Schließlich ist das Brot neben Wein wesentlicher Bestandteil der christlichen Feier.
Während es bei den Protestanten keine detaillierten Regelungen gibt, ist dies in der katholischen Kirche genau festgelegt: Das Brot, das für die Eucharistie-Feier verwendet wird, muss ungesäuert und aus reinem Weizenmehl sein. So wie es vermutlich zu Zeiten Jesus in Israel gebacken wurde.
Daher seien Hostien, die überhaupt kein Gluten enthalten, für die Eucharistie „ungültige Materie“, heißt es in einem vom Vatikan kürzlich veröffentlichten „Rundbrief an die Bischöfe über das Brot und den Wein für die Eucharistie“. Neu ist die Regelung aber nicht, sie gilt schon seit 2003.
Erlaubt sind demnach „Hostien, die wenig Gluten enthalten, jedoch so viel, dass die Zubereitung des Brotes möglich ist ohne fremdartige Zusätze“. Wer an Zöliakie erkrankt ist, soll Kontakt mit dem zuständigen Pfarrer aufnehmen, empfiehlt das Deutsche Liturgische Institut der katholischen Kirche. Dann könnten glutenreduzierte Hostien bestellt und separat ausgeteilt werden. Werde auch diese Hostie nicht vertragen, sei die Kommunion mit Wein möglich.

Egal ob Weißbrot oder Oblaten

Die meisten Menschen mit Zöliakie könnten mit glutenarmen Hostien am katholischen Abendmahl teilnehmen, sagt die Pressesprecherin der Deutschen Zöliakie Gesellschaft, Bianca Maurer. Da die Hostie sehr klein sei, enthalte sie nur eine ganz geringe Menge Gluten. Zudem werde die Eucharistie meist nur einmal in der Woche gefeiert.
In der evangelischen Kirche sei im Gegensatz zur römisch-katholische die „Gültigkeit der Materie“ keine entscheidende Kategorie, sagt Kirchenrat Frank Zeeb, Referatsleiter Theologie, Kirche und Gesellschaft von der württembergischen Landeskirche. Eine evangelische Abendmahlsfeier könne nicht „ungültig“ sein. Zumindest könne eine solche Ungültigkeit nicht von Menschen festgestellt werden.
Die EKD hat eine „Orientierungshilfe zu Verständnis und Praxis des Abendmahls in der evangelischen Kirche“ veröffentlicht. Darin heißt es: „Die Frage, ob für diese Zwecke Weißbrot oder Oblaten und roter oder weißer Wein verwendet wird, sollte nicht zu einer theologischen Grundsatzfrage hochstilisiert werden.“