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Geschenke für Gefangene

Kein Besuch, kaum besinnliche Stimmung: Weihnachten wird es einsam um Gefangene. Das Schwarze Kreuz will helfen – und ruft dazu auf, Pakete zu packen.

Pakete für Häftlinge stellen Hildegard Kleist (li.) und Waltraud Grzonka zusammen
Pakete für Häftlinge stellen Hildegard Kleist (li.) und Waltraud Grzonka zusammenManfred Baumann

Celle. Wer in Deutschland im Gefängnis sitzt, erlebt Weihnachten ohne ein Geschenk von „draußen“. Hinter Gittern ein Weihnachtspaket von Familie oder Freunden zu bekommen ist in fast keinem Bundesland mehr erlaubt. Manch einer hat ohnehin keine nahestehenden Menschen mehr. Einsamkeit und Verzweiflung schlagen daher bei vielen Inhaftierten umso heftiger zu. 
Hier hilft die christliche Straffälligenhilfe Schwarzes Kreuz in Celle. Als gemeinnützige Organisation hat sie die Möglichkeit, anonyme Pakete an die Justizvollzugsanstalten schicken, die sie ihrerseits an besonders bedürftige Gefangene weitergibt. 
Darum sucht das Schwarze Kreuz Menschen, die bereit sind, einem Inhaftierten zu Weihnachten ein Paket zu packen. Dinge wie Kaffee, Salami, Schokolade und ein Kartengruß dürfen hinein. Was jemand hinter Gittern damit empfängt, ist aber weit mehr als ein paar Leckereien: vor allem das Gefühl, dass ein anderer Mensch an ihn denkt und ihm Gutes wünscht.

Sprachlos über die Mitmenschlichkeit

Das kann ein wichtiger Schritt sein auf dem Weg, das eigene Leben neu auszurichten. So bedankte sich Ludwig Sanders, Gefängnisseelsorger der JVA Hövelhof, nach der letzten Paketaktion: „Die Tatsache, dass es „in Freiheit“ so viele Menschen gibt, die sich für Gefangene einsetzen und Geld für Pakete ausgeben, hat sehr viel positive Resonanz erzeugt. Auch Beamte waren überrascht und erfreut.“ 
Christiane Karpus-Jupe vom Sozialdienst der JVA Uelzen schrieb: „Alle waren begeistert und sprachlos über so viel Mitmenschlichkeit. Ganz besonders kamen die schriftlichen Weihnachtsgrüße bei unserer Klientel an. Sie sind sehr beliebt unter den Gefangenen, da sie Trost, Wärme und Zuversicht geben.“ 
Auch die Häftlinge selbst sind von der Aktion überzeugt. Einige Inhaftierte schrieben als Reaktion auf die Aktion „Weihnachtsfreude im Gefängnis“ von 2016 Dankesworte an das Schwarze Kreuz: „Ich habe mich riesig gefreut, habe so tolle Sachen lange nicht mehr bekommen zu Weihnachten.“ M. L., JVA Lingen. „Dass unbekannte Menschen so großzügig sind, hat mich tief berührt. Ich kenne das kaum noch nach zehn Jahren.“ G. K., Maßregelvollzug Taufkirchen.

Mehr als 1000 Pakete

Seit 1953 schickt das Schwarze Kreuz Weihnachtspakete hinter Gitter. 2016 wurde mit 1040 Paketen zum ersten Mal die Tausendergrenze überschritten. Wer mitpacken möchte, wird gebeten, sich bis zum 10. Dezember für die Aktion anzumelden. Die Kosten für den Inhalt betragen etwa 30 Euro. 
Das Schwarze Kreuz Christliche Straffälligenhilfe hilft seit 1925 bundesweit Straffälligen und ihren Familien Angehörigen durch ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter. Sein Anliegen ist es, Inhaftierte in eine bessere Zukunft ohne Straftaten zu begleiten und damit gleichzeitig neues Leid und neue Opfer zu verhindern. Die Geschäftsstelle in Celle begleitet und berät die rund 500 Ehrenamtlichen. Das Schwarze Kreuz ist Mitglied im Diakonischen Werk der Landeskirche Hannovers. Finanziert wird die Arbeit vor allem über Spenden. 
Info
Weitere Informationen gibt es beim Schwarzen Kreuz, Jägerstraße 25 a, 29221 Celle, Tel. 05141 94616-0, im Internet wird hier informiert.