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„Geschenk für die Ökumene“: Stimmen zum Reformationsjubiläum

DIETMAR ARENDS, Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche: „Wir haben das Jahr 2017 als ein Geschenk für die Ökumene erlebt. Es ist gut, dass wir das in gemeinsamen Aufrufen in Nordrhein-Westfalen unterstrichen haben und uns zugleich zu einer vertieften ökumenischen Zusammenarbeit verpflichtet haben. Diesen Schwung gilt es mitzunehmen; diese Verpflichtung gilt es, mit konkreten Schritten zu mehr Gemeinsamkeit einzulösen. Dies darf sich zudem nicht auf die großen Kirchen beschränken; vielmehr müssen wir auch mit den anderen Konfessionen, mit denen wir zusammenleben, die Vertiefung der Gemeinsamkeiten suchen. Kirche sind wir immer gemeinsam mit anderen.“

GERHARD FEIGE, katholischer „Ökumenebischof“: Im Lauf der letzten Jahre ist mir immer deutlicher geworden, wie sehr katholische Kirche auch in die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte der Reformation verwoben ist. Und die positiven Aspekte, die durch die Reformation ins Bewusstsein gebracht worden sind, haben auch uns zu bewegen: die Wiederentdeckung des Evangeliums, die Verlebendigung des Glaubens, der Bezug auf Christus.“

REINER HASELOFF, Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt: „Das Reformationsjubiläum hat in der ganzen Welt Interesse und Aufmerksamkeit für einen der großen Aufbrüche der Völker in die Neuzeit, aber auch ganz konkret für unser Land Sachsen-Anhalt geweckt. In den Lutherstädten Eisleben, Mansfeld und Wittenberg finden sich entscheidende authentische Orte, die zweifellos auch über das Jubiläumsjahr hinaus Menschen von allen Kontinenten anziehen werden und für die Identität unseres Bundeslandes bestimmend bleiben. Ich habe mich besonders darüber gefreut, dass wir das gesamte Gedenken in einem zutiefst ökumenischen Geist gestalten konnten. Darin sehe ich auch eine Verpflichtung für die Zukunft.“

HANS LEYENDECKER, Präsident des Kirchentages 2019 in Dortmund: „Die Reformation vor 500 Jahren war eine Unabhängigkeitserklärung mit Weltbedeutung von der Kurie, der Inquisition und der Dogmenhuberei. Sie stand und steht für Freiheit, Verantwortung und eben auch für Bildung. Sie steht für das Wort. Was bleibt nun am Ende eines Reformationsjubiläumsjahres? Der Gedanke der Freiheit? Das wäre viel, und das haben wir Deutsche erlebt vor 28 Jahren. Der ökumenische Gedanke: Gewiss. Aber man darf Ökumene nur nennen, was Ökumene ist. Die Wunde der Trennung am Tisch des gemeinsamen Herrn Christus empfinde ich als existenziell. Die unverbrüchliche Verbundenheit mit unseren jüdischen Brüdern und Schwestern. Hoffentlich! Die Aufgabe, mit islamischen Vertretern in ein verlässliches Gespräch zu kommen. Dringend! Die Trennung von Staat und Religion. Klar! Aber zuallererst bleibt das Wort selber.“

AIMAN MAZYEK, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime: „Während des Jubiläums haben wir gute Beispiele von gelingendem Miteinander erlebt, und dabei sind Fragen nach Reformbedarf in den Religionen gestellt worden. Für uns Muslime empfinde ich das als wichtig und gut, denn das Nachdenken über Religion muss in uns lodern und stets neu entfacht werden.“

JOSEF SCHUSTER, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland: „Aus jüdischer Sicht war die reflektierte Sicht der EKD auf Martin Luther wichtig und erfreulich. Das Festjahr zum Reformationsjubiläum wurde keine Jubelarie, sondern auch zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Antijudaismus Luthers genutzt. So intensiv wie anlässlich des 500. Reformationsjubiläums sind seine antijudaistischen Schriften in der allgemeinen Öffentlichkeit vermutlich noch nie zur Kenntnis genommen worden. Zum Abschluss des Festjahres wünschen wir uns, dass die klare Absage zur Judenmission, die die EKD unmissverständlich ausgesprochen hat, in allen evangelischen Kirchen volle Geltung entfaltet.“ epd/KNA