Predigttext
10 Zuletzt: Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. 11 Zieht an die Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnt gegen die listigen Anschläge des Teufels. (…) 13 Deshalb ergreift die Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tag Widerstand leisten und alles überwinden und das Feld behalten könnt. 14 So steht nun fest, umgürtet an euren Lenden mit Wahrheit und angetan mit dem Panzer der Gerechtigkeit 15 und an den Beinen gestiefelt, bereit einzutreten für das Evangelium des Friedens. 16 Vor allen Dingen aber ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr auslöschen könnt alle feurigen Pfeile des Bösen, 17 und nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes.
Stellen Sie sich dieses Bild einmal vor: Auf der internationalen Sicherheitskonferenz in München oder der größten Waffenmesse IDEX in Abu Dhabi träte ein Kirchenvertreter kompromisslos für eine konsequente Aufrüstung in der Welt ein und stellte auch gleich das Waffensystem dafür vor.
Dieses Bild würde bei vielen Christen leidenschaftlichen Widerstand auslösen, denn Aufrüsten widerspricht zutiefst den christlichen Idealen einer friedlichen Weltgemeinschaft. Wer rüstet, ist auch bereit, die Waffen einzusetzen. Wer Waffen einsetzt, der hat es aufgegeben, durch Verhandlungen und Verträge zum Frieden zu kommen. Ist das die späte Bankrotterklärung einer friedlichen Verständigung in der Welt? Betrachtet man die hilflosen Versuche, die aktuellen Konflikte in Syrien, in der Ukraine oder in Afrika zu lösen, so scheint das zutreffend.
Es ist nicht zu spät für den Kampf
Der Epheserbrief zeigt uns, dass es nicht zu spät ist, das verloren Geglaubte wieder zu erlangen. In diesem allgemeinen Sendschreiben stellt Paulus oder einer seiner Schüler einen allmählichen Verlust des christlichen Bewusstseins fest. Er vertröstet nicht auf eine Zeit nach der Erlösung, sondern bezieht sich ganz auf die Gegenwart. Menschen sehen sich immer wieder von bösartigen Strukturen, Ereignissen und Entwicklungen bedroht. Das führt zu einem Klima der Angst und zu Entscheidungen, sich davor zu schützen. Diese Entscheidungen sind nicht immer klug, aber sie scheinen für den Moment wirksam, verbindet man doch mit ihnen die Hoffnung auf Verbesserung: durch die Wahl einer bestimmten Partei oder durch Aufrüstung, hin zu einer Veränderung des gesellschaftlichen Klimas. Auch Paulus blieb das nicht verborgen und er kämpfte dafür, sich in der Welt andauernder Bedrohung durch die bösen Mächte mit wirkungsvollen Waffen zu rüsten.
Nehmen wir das Bild eingangs wieder auf: Ja, es gilt, aufzurüsten, nur ganz anderer Art. Der Kirchenvertreter auf der Rüstungsmesse mahnt wie Paulus, die Waffenrüstung Gottes anzulegen. Er mahnt jeden einzelnen Christenmenschen, sich hier und heute auf den Kampf vorzubereiten. Dieses individuelle Aufrüsten ist ein Appell an jede Christin und jeden Christen, sich jetzt auf den Kampf gegen das Böse in der Welt vorzubereiten. Und Paulus nennt die Waffenrüstung: Schild, Helm und Schwert. Alle Christen werden aufgerufen, diese drei Rüstungsteile anzulegen und für sich das Ihre zu tun.
Grundlage ist das Schild des Glaubens, das mich stärken wird wie auch der Helm des Heils. Das Heil bedeutet, dass ich durch die Taufe schon jetzt gerechtfertigt und von Gott geliebt bin, nicht erst im ewigen Leben; Schild und Helm schützen vor den Pfeilen des Bösen. Und es sind diese Pfeile, die mich ohne Rüstung und Helm verwunden können, durch bequeme Lösungen, demagogische Verführungen und Manipulationen in einer enthemmten Welt. Es gilt, durch die Rüstung aus Glauben an Gott und die Hoffnung auf sein Versprechen dem zu widerstehen und im Licht der Wahrheit zu leben. Aber das allein würde bedeuten, passiv zu bleiben und sich nur zu schützen.
Das Gebot Gottes gegen die Logik der Gegenwart
Zur Rüstung gehört aber auch die schärfste Waffe, das Schwert. Hier wird der Kampf offensiv, denn es gilt, der kalten Logik der Gegenwart mit ihrem Schwarz und Weiß das Gebot Gottes entgegenzuhalten mit seinen ethisch gefärbten bunten Alternativen einer Gerechtigkeit der Schöpfung und des friedlichen Lebens der Völker. Jeder Einzelne auf diese Weise gerüstete Christ trägt zusammen mit den anderen zu einem großen Heer der Widerständigen bei. Wir wollen unsere Welt den dunklen Mächten nicht preisgeben, also lasst uns mit diesen Waffen ausgerüstet jetzt endlich abrüsten.