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Gericht: Hindus in Indien dürfen in historischer Moschee beten

Inmitten wachsender religiöser Spannungen hat ein indisches Gericht Hindus das Gebet in der Gyanvapi-Moschee im nordindischen Varanasi erlaubt. In dem Urteil forderte das Bezirksgericht laut Medienberichten (Donnerstag) dazu auf, “innerhalb der nächsten sieben Tage geeignete Vorkehrungen zu treffen”, damit Hindus die Moschee religiös nutzen könnten.

Die Entscheidung kam wenige Tage nach der Veröffentlichung einer Untersuchung der Archäologischen Gesellschaft Indiens, wonach die Moschee im 17. Jahrhundert von den islamischen Mogulkaisern anstelle eines dem Hindugott Vishnu geweihten Tempels erbaut worden sei.

Kurz vor Veröffentlichung hatte der hindunationalistische Premier Narendra Modi in Ayodhya einen großen Tempel für den Hindu-Gott Ram eingeweiht. Der Tempel wurde an der Stelle der Babri-Moschee aus dem 16. Jahrhundert errichtet, die 1992 von Hindus zerstört wurde. Bei Unruhen nach der der Zerstörung kamen damals mindestens 2.000 Menschen, überwiegend Muslime, ums Leben.

​Modi und seine Indische Volkspartei (BJP) führen einen regelrechten Kultur- und Religionskrieg gegen die muslimische Minderheit. Die Geschichte der muslimischen Herrschaft unter den Mogulkaisern (1526-1857) über den Norden Indiens sehen sie als eine Zeit der “Sklaverei”, die auszulöschen sei. Die Einweihung des Ram-Tempels am 22. Januar feierte Modi als “Beginn eines neuen Zeitenzyklus” und als “Eid, Indien erfolgreich, schön und göttlich” zu machen.

Varanasi ist eine Stadt im nordindischen Bundesstaat Uttar Pradesh und gilt als spirituelle Hauptstadt Indiens. Jährlich pilgern Hunderttausende Hindus in der Stadt mit rund 2.000 Tempeln, um im heiligen Wasser des Ganges baden und Bestattungsriten durchführen. Varanasi ist auch der Wahlkreis von Modi, der bei der Wahl in diesem Frühjahr eine dritte Amtszeit anstrebt.

Fundament der BJP ist die Hindutva-Ideologie, nach der alle Inder Hindus sind. Indische Christen und Muslime gelten laut Mohan Bhagwat, einem führender Vertreter Hindutva-Ideologie, als Anhänger “fremdländischer Religionen”, die nicht akzeptieren wollen, dass sie eigentlich Hindus sind.