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Georg-Büchner-Preis an Oswald Egger verliehen

Der Südtiroler Lyriker Oswald Egger (61) ist am Samstag in Darmstadt mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet worden. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung begründete die Wahl Eggers mit dessen „beständigen Streben, unsere Welt in ihren Zusammenhängen genauer zu erfassen“. Der mit 50.000 Euro dotierte Preis gilt als bedeutendste literarische Auszeichnung im deutschen Sprachraum. Namensgeber ist der in Darmstadt aufgewachsene Schriftsteller, Naturwissenschaftler und Freiheitskämpfer Georg Büchner (1813-1837). Zu den Preisträgern gehören unter anderem Elias Canetti, Heinrich Böll, Ingeborg Bachmann, Paul Celan und Christa Wolf. Im vergangenen Jahr erhielt der Schriftsteller Lutz Seiler den Preis.

In seiner Laudatio nannte der Literaturkritiker Paul Jandl das Werk des Lyrikers laut Redemanuskript „ein Jetzt des Nochniegehörten und Nochniegesehenen“. Egger lerne man kennen, „wenn man sieht, wie viele Ichs er sich ausdenkt, ohne eines davon auch nur annähernd selbst zu sein“. Nirgends in der deutschsprachigen Literatur sei die Varianzbreite dessen, was ein Ich sein kann, so groß wie bei diesem Schriftsteller. Ihm gebühre der Büchner-Preis, weil er eine bestimmte Vorstellung von Literatur radikalisiert habe, erläuterte Jandl. Egger zerlege die Welt in ihre strukturellen Bestandteile, in Wörter, und setze sie wieder neu zusammen.

Egger, in Lana bei Meran geboren, lebt und arbeitet als Autor auf dem Künstlergelände Raketenstation Hombroich bei Neuss und in Wien. Daneben ist er seit 2011 Professor für Sprache und Gestalt an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. Egger studierte Literatur und Philosophie in Wien. 1993 erschien mit „Die Erde der Rede“ seine erste größere poetische Publikation.

Neben dem Georg-Büchner-Preis vergab die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung den Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa an den Ethnologen und Religionswissenschaftler Karl-Heinz Kohl und den Johann-Heinrich-Merk-Preis für literarische Kritik und Essay an die Essayistin Marie Luise Knott. Beide Preise sind jeweils mit 20.000 Euro dotiert.

Die Schriften des Ethnologen Kohl rekonstruierten das Verhältnis der Europäer zu indigenen Kulturen, begründete die Jury die Vergabe des Freud-Preises. Sie bestächen durch „Klarheit der Darstellung, mit der sie die historische Urteilskraft schärfen“. In Kohls Werk lernten die Europäer durch Anerkennung der indigenen Kultur, wer sie selbst seien. Die Essayistin Knott erschließe wiederum „mit präziser Aufmerksamkeit“ die deutschsprachige und internationale Gegenwartslyrik. „Mit analytischer Kraft und durch die Kunst minutiöser Lektüre legen ihre Kritiken und Essays Erfahrungen der Krise, Gewalt und Migration frei“, hieß es.