Europa begegnet Johan Wagner immer wieder. Der Historiker ist Referent für Fördermittelrecht der Landeskirche und leistet Regionalberatung für EU-Fördermittel. Anlässlich des zweiten EU-Bürgerdialogs am 10. März in Wittstock sprach „die Kirche“ mit ihm über die (Un-)Sichtbarkeiten der Europäischen Union in Brandenburg.
Herr Wagner, am 10. März lädt die Landeskirche zum Bürgerdialog nach Wittstock ein. Wo erleben Sie Europa in den Gemeinden in Brandenburg?Europa spielt für Gemeinden in Brandenburg eine größere Rolle als viele denken. Der erste Bürger*innendialog in Frankfurt/Oder im Februar hat gezeigt, dass nicht nur EU-Fördermittel für Kirchenmenschen eine Rolle spielen, sondern auch europapolitische Fragen von unseren Haupt- und Ehrenamtlichen genau verfolgt werden. Wir sind ein wichtiger Anker im ländlichen Raum, der einer der EU-Betätigungspunkte ist. Vom 6. bis 8. März bin ich mit anderen Akteuren aus der Region bei einer ersten bundesweiten Tagung zum Thema „Kirche und LEADER – Welten verbinden und Kräfte bündeln“ in Altenkirchen (Westerwald). Untertitel: „Die Kirchen und ihre Wohlfahrtsverbände als Akteure in LEADER-Aktionsgruppen: Wie aktiv sind sie und wie kann die Zusammenarbeit gestärkt werden?“ Das Regionalprogramm LEADER der EU bleibt in Brandenburg ein wichtiges finanzielles und strukturelles Werkzeug der Projektentwicklung.
Für welche beispielhaften Projekte in unserer Region war die finanzielle Unterstützung aus Brüssel besonders wichtig? Ich nannte ja schon den ländlichen Raum als einen Förderschwerpunkt der EU. Eine beispielhafte Umsetzung der LEADER-Ziele kann man bei der Radfahrkirche in Pessin im Havelland sehen. Hier wurde kommunale Nutzung, touristische Nutzung und klimagerechter Denkmalschutz auf beeindruckende Weise vereint. Ohne Ehrenamtliche wäre so etwas nicht möglich. In Berlin erinnere ich mich gerade an das Projekt im Programm „Erasmus+“ in der Kirchengemeinde in Staaken. Unter dem Motto „Together we are stronger“ („Gemeinsam sind wir stärker“) führte die Kirchengemeinde einen Jugendaustausch mit Teilnehmenden aus der Stadtteilarbeit vor Ort und aus Rumänien durch. Das hat mich wirklich beeindruckt.
Viele Dorfkirchen hätten ohne EU-Fördermittel nicht restauriert werden können – vielen ist das gar nicht bewusst. Muss diese Förderung sichtbarer werden? EU-Förderung muss definitiv sichtbarer werden. Allen Beteiligten ist das klar, gerade jetzt im Vorfeld der Europawahlen. So lautet auch eine Infokampagne aktuell: „Das tut die EU für mich“ (im Internet:?what-europe-does-for-me.eu/de/portal). Wer genau hinschaut, sieht auch auf Fontanes Spuren immer wieder Plaketten mit der EU-Flagge darauf, nicht nur, aber auch an Kirchen. Auch wir als evangelische Kirche können Bürgerinnen und Bürger noch mehr über unsere tollen Projekte informieren, zum Beispiel über die Plattform geistreich.de, die auf unserer Fördermittel-Seite eingebunden ist.
Welche Chancen bietet die EU-Förderung für die Zusammenarbeit zwischen Kommune, Kirche und Zivilgesellschaft? Ich denke, wir sind auf dem Weg, gerade auf dem Land, Kirche für alle zu sein. Förderprojekte bieten die Möglichkeit, Dinge zu tun, die von allen vor Ort gemeinsam getragen werden. So kann ein Netzwerk aus Kirche, Diakonie, Zivilgesellschaft und politisch Verantwortlichen entstehen bei dem wie in der LEADER-Methode lokales Engagement zählt.
Die Fragen stellte Constance Bürger.
EU-Fördermittel:
Kirchengemeinden finden Tipps zur Beantragung von EU-Fördermitteln sowie Projektbeispiele von Gemeinden, die EU-Fördermittel erhalten haben unter:www.foerdermittel-ekbo.de
Kontakt Regionalberatung für EU-Fördermittel in der EKBOJohan Wagner (im März in Elternzeit) / Bianca KrügerTelefon: (030)24344–312E-Mail: foerdermittel@ekbo.de