Jetzt ist Lippe dran. Seit Pfingstmontag feiert die Lippische Landeskirche eine ökumenische Festwoche (Seite 7). In der Woche darauf folgt in Leipzig die katholische Kirche mit dem 100. Katholikentag (Seite 5). Schon in der vergangenen Woche hatte die westfälische Landeskirche mit „Weite wirkt“ ein glänzendes Fest gefeiert (UK berichtete).
Und all das wird überragt von dem kirchlichen Großereignis: dem Reformationsjubiläum 2017, inklusive Deutschem Evangelischen Kirchentag in Berlin und Wittenberg.
Was bringen solche Feiern? Sind sie das viele Geld wert? Die Zeit, Energie, Kraft, die darin steckt? Man könnte das Geld doch viel besser den Armen und Notleidenden geben. Das ist eine Frage, die sich jeder einzelnen Gemeinde immer wieder aufs Neue stellt: Warum sollte man mit viel Aufwand feiern, wenn andere verhungern oder auf der Flucht im Meer ertrinken?
Die Wahrheit ist: Man kann das eine tun, ohne das andere zu lassen. Es gibt da kein Entweder – Oder. Beides hat seine Berechtigung.
Wer sich einsetzt für seinen Nächsten; wer sich anstrengt, die Welt zu verbessern, der braucht Kraft. Er (oder sie) kann nicht immer nur geben. Der Mensch muss auftanken.
Und dazu können Feste dienen.
n Sie helfen der Selbstvergewisserung. Im Alltag fühlt man sich oft allein mit seinem Glauben; schwach gegenüber den Anderen, die einen in wichtigen Fragen niederzuschreien drohen; etwa in der Flüchtlingsfrage. Treffen sich dagegen Christinnen und Christen, um sich auszutauschen, kann das eine Kraftquelle sein.
n Kirchliche Feste und Feiern helfen, Identität zu stiften. Augenfällig wird das jetzt beim Katholikentag, der in einer Umgebung stattfindet, in der Christen deutlich in der Unterzahl sind. Wenn sich zehntausende von ihnen in Leipzig treffen, zeigt ihnen das: Wir sind nicht wenige. Wir sind viele – nur eben normalerweise nicht alle am gleichen Ort.
n Kirchliche Großereignisse fördern die Gemeinschaft. Deutlich zu erleben war das beim Festival „Weite wirkt“ vergangene Woche in Halle/Westfalen: Nur durch den gebündelten Einsatz aller Kräfte war das Event zu stemmen.
n Nicht zuletzt: Solche Großereignisse bieten die Gelegenheit zu Begegnung mit den Distanzierten und Skeptikern. Sie sind eine Chance aufzufallen, auch: anzuecken. Lehrreich ist der Werdegang des Reformationsjubiläums. Als vor Jahren die Pläne bekannt wurden, konnte kaum einer damit etwas anfangen. Inzwischen zeigt sich, dass gerade mit dem Reformationsjubiläum die evangelische Kirche eine Aufmerksamkeit in der öffentlichen Wahrnehmung findet wie schon lange nicht mehr. Und damit auch die Botschaft von der Liebe Gottes in den Medien unterbringen kann.
Das eine tun und das andere nicht lassen: Kirchliche Großveranstaltungen gehören dazu. Sie sind sinnvoll und können helfen, den kirchlichen Auftrag zu erfüllen. Es kommt darauf an, die Balance zu halten.
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Festivals, Kirchentage, Reformationsjubiläum: Braucht die Kirche solche Großereignisse? Ja. Denn sie helfen ihr, ihren Auftrag zu erfüllen. Wenn man die Balance hält