Bremen. Der Vorstand der evangelischen Bremer St.Martini-Gemeinde hat mit scharfen Worten gegen die Dienstenthebung des wegen Volksverhetzung verurteilten Pastors Olaf Latzel protestiert. Die Enthebung sei “ein aus unserer Sicht ungeheuerlicher Vorgang” schreibt der Vorstand in einer auf der Homepage der Gemeinde veröffentlichen Stellungnahme. Bereits am heutigen Montag wolle das Gremium Widerspruch einreichen und mit allen rechtlichen Mitteln gegen die Entscheidung der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) vorgehen.
Die Kirchenleitung hat am 10. Dezember entschieden, Latzel aufgrund seiner Verurteilung vorläufig des Dienstes und damit all seiner Pflichten zu entheben. Der Kirchenausschuss sei nicht bereit gewesen, Latzel Arbeitsfelder wie etwa Krankenbesuche oder die Begleitung Sterbender zu lassen, heißt es in der Stellungnahme. “Daher fehlt uns jedes Verständnis für diese gegenüber unseren Gemeindegliedern unbarmherzige und rücksichtslose Haltung des Kirchenausschusses.” Der Gemeindevorstand sehe darin einen Angriff auf Gemeinde und Pastor, “der nichts anderes bezweckt, als St. Martini zu zerstören”.
Wegen Volksverhetzung verurteilt
Latzel ist als Pastor der St.-Martini-Gemeinde in der Bremer Innenstadt am 25. November vor dem Amtsgericht wegen Volksverhetzung zu einer Freiheitsstrafe von drei Monaten verurteilt worden, umgewandelt zu einer Geldstrafe von 8100 Euro. In der Urteilsbegründung sagte Richterin Ellen Best, Latzel habe in einem auf Youtube verbreiteten “Eheseminar” zum Hass gegen Homosexuelle aufgestachelt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, weil Latzels Verteidiger Berufung eingelegt hat.
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“Es ist unsere feste Überzeugung, dass es bei dieser Dienstenthebung gegen Pastor Latzel nur vordergründig um das noch nicht rechtkräftige Urteil des Amtsgerichtes geht”, schreibt der Kirchenvorstand weiter. Es solle versucht werden, einen unliebsamen Theologen zu bekämpfen, “dessen Arbeit zwar zehntausendfachen Zuspruch findet, aber dessen protestantische, biblische Positionen dem Kirchenausschuss nicht in die politische Agenda zu passen scheinen”. Das Disziplinarrecht sei nur ein Vehikel, um gegen den Pastor und die Gemeinde vorgehen zu können.
Der Gemeindevorstand kündigte zudem an, Anfang Januar einen Sonderkonvent einzuberufen, sollte die Corona-Pandemie dies zulassen. Dort sollen den Angaben zufolge die nächsten Schritte der Gemeinde erörtert werden. “Zudem überlegen wir als Vorstand, ob weitergehende Möglichkeiten einer Trennung aus dem Gemeindeverbund der BEK bestehen.” (epd)