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Gemälde von Theodor Herrmann für die Museen Stade

Ein großformatiges Fresko auf Leinwand des norddeutschen Malers und Illustrators Theodor Herrmann (1881 – 1926) gehört nun den Museen Stade. Das rund zwei mal zwei Meter große Gemälde aus den Anfängen der 1920er Jahren habe ursprünglich in einem Café in der Bremer Altstadt gehangen, teilte das Museum am Montag mit.

Der in Stade geborene und in Bremen gestorbene Herrmann sei zu Lebzeiten ein bedeutender Künstler gewesen, hieß es. Er studierte an Kunstakademien in Weimar, Karlsruhe und Stuttgart unter anderem bei Leopold von Kalckreuth und war in der Worpsweder Künstlerkolonie aktiv. Seine Werke zwischen angewandter und bildender Kunst vereinten Elemente des Jugendstils, des Realismus und des Impressionismus. In den 1920er Jahren habe Herrmann besondere Bekanntheit mit seinen großformatigen Wandgemälden erlangt, die er in öffentlichen und privaten Räumen – wie dem Ratskeller in Bremen – realisierte.

Das Bremer Café sei inzwischen einer Shoppingmall gewichen. Vermutlich sei das Bild vor dem drohenden Abriss gerettet worden und sei in den Besitz des Tierarztes Günther Hahn gelangt. Der habe das Kunstwerk in seinem Keller aufgehängt, wo die Kinder der Familie neben dem Gemälde Tischtennis spielten. Hahns Tochter habe das Werk nun den Museen Stade angeboten. Mit Hilfe der Fielmann-Museumsförderung sei es angekauft und restauriert worden.

Laut den Expertinnen und Experten des Museums zählt das Fresko zu den stilistisch herausragendsten Werken Herrmanns: Es zeigt eine Liegende mit gelbem Vogel in der Hand. Die Frau ist in einem bühnenartigen Zimmer, umgeben von exotischen Pflanzen und Früchten. Mit ihr im Raum sind ein Mann mit Vogelkäfig und ein Sitzender im Gehrock. In Anlehnung an Édouard Manets Olympia (1863) zeige Herrmann hier eine sinnliche Interieurszene, die ein Spiegel ihrer Zeit sei.

Herrmanns künstlerisches Erbe sei im Zweiten Weltkrieg nahezu vollständig verloren gegangen, wodurch er weitgehend in Vergessenheit geraten sei. Erst im Jahr 1983 sei ihm im Schwedenspeicher der Museen Stade eine Ausstellung gewidmet worden. Von den wenigen existierenden Werken gingen 1992 erneut mehr als 20 Gemälde bei einem Brand verloren. Seither werden noch erhaltene Werke in der Sammlung der Museen Stade zusammengetragen. Sie beherberge mittlerweile einen einzigartigen Bestand von mehr als 100 Arbeiten, die Herrmann als Künstler und seine Relevanz in der Kunstgeschichte dokumentierten.