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Gandhi-Enkelin kritisiert internationalen Rechtsruck – und Trump

In mehreren Ländern kippt die politische Stimmung nach rechts. Die Enkelin der Freiheitsikone Mahatma Gandhi hat damit ein Problem und beklagt ein Fehlen moralischer Leitbilder.

Die Enkelin des indischen Freiheitshelden Mahatma Gandhi (1869-1948), Ela Gandhi, wendet sich gegen einen Rechtsruck in zahlreichen Ländern und Gesellschaften. Besonders mit dem alten und künftigen US-Präsidenten Donald Trump geht sie hart ins Gericht und wirft ihm einen Missbrauch des Nationalismus-Begriffs vor.

“Früher haben Menschen Nationalismus genutzt, um Menschen zusammenzubringen”, sagte sie der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Ihr Großvater etwa habe den Begriff genutzt, um die Menschen in Indien zu einen. Trumps Ansatz mit Slogans wie “America First” sei indes ausgrenzend und verstärke religiöse, sprachliche und kulturelle Barrieren. “Er spricht eine negative Sprache”, kritisierte die seit Jahren politisch engagierte Gandhi-Enkelin.

In der südafrikanischen Hafenstadt Durban, wo ihr Großvater mehr als zwei Jahrzehnte lang wirkte, lebt die 84-Jährige in einer bescheidenen Hochhauswohnung. Anknüpfend an ihren weltbekannten Vorfahren setzte sie sich selbst lange für ein friedliches Zusammenleben ein und gründete das International Centre of Nonviolence. Von 1994 bis 2004 saß sie als Abgeordnete in Südafrikas Parlament. Heute leitet die einstige Anti-Apartheid-Aktivistin das Gandhi-Gedenkzentrum in Durbans Vorort Phoenix. Jüngst bezeichnete sie sich trotz innenpolitischer Verwerfungen und Skandale als “stolzes Mitglied” der seit Jahrzehnten regierenden Partei ANC.

Moralische Leitbilder wie ihren Großvater oder den südafrikanischen Freiheitshelden Nelson Mandela sieht Gandhi derzeit nicht. “Wir haben aktuell niemanden mit dieser Art von Charisma, der auf so hohem Niveau unterwegs ist und die Massen mobilisiert”, sagte sie. Aber im Alltag gebe es viele Menschen, die sich engagierten. “Und vielleicht wird daraus in den nächsten Jahren ein solches Leitbild hervorgehen.”

Ernüchtert äußerte sich die Aktivistin zur einstigen Hoffnung Mandelas, in seiner Heimat eine bessere Zukunft für alle zu schaffen. Dieser Traum sei leider nicht in Erfüllung gegangen, räumte Gandhi mit Blick auf Korruption, Machtmissbrauch sowie ein überstarkes Bevölkerungswachstum ein: “Es ist eine Tatsache, dass sich die Bevölkerung seit 1994 fast verdoppelt hat – und das bedeutet, dass die Ressourcen für mehr Menschen ausreichen müssen. Das wurde nicht berücksichtigt.”

Angesichts einer steigenden Zahl von Krisen, Kriegen und Konflikten weltweit sieht Ela Gandhi nicht zuletzt die Kirchen in der Pflicht. “Der Religion kommt eine bedeutende Rolle zu”, betonte sie. Jene Religionsführer, die auf Spaltung aus seien, müssten isoliert werden. “Denn alle Religionen haben eine gute Friedens-Botschaft; das hat auch mein Großvater schon betont, nachdem er die Weltreligionen studiert hat. Und wenn das jeder akzeptiert, könnte die Welt ein besserer Ort werden.”