Vor seiner Wahl in das höchste deutsche Staatsamt stand er kaum in der Öffentlichkeit – als Bundespräsident setzte Horst Köhler dann weithin beachtete Akzente. Nun ist der Protestant gestorben.
Der frühere Bundespräsident Horst Köhler ist tot. Er starb am Samstag im Alter von 81 Jahren in Berlin, wie das Bundespräsidialamt mitteilte. Köhler war von 2004 bis 2010 der neunte Bundespräsident – und der erste, der vom Amt zurücktrat. Zuvor war er unter anderem Chef des Internationalen Währungsfonds, Präsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung sowie Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes.
Köhler, geboren 1943 im polnischen Skierbieszow, war 1944 als kleines Kind mit seiner Familie nach Deutschland geflohen, zunächst in die Nähe von Leipzig. 1953 gelang der Familie die Flucht in die Bundesrepublik, wo 1957 Ludwigsburg die neue Heimat wurde.
Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre und einer Promotion am Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung in Tübingen wechselte Köhler 1976 in die Grundsatzabteilung des Bundeswirtschaftsministeriums. Nach weiteren beruflichen Stationen wurde er 1990 Staatssekretär im Bundesfinanzministerium. Er verhandelte unter anderem den Abzug der sowjetischen Truppen aus der DDR und war Chefunterhändler beim Maastricht-Vertrag über die Europäische Währungsunion.
Als Bundespräsident setzte sich Köhler für eine Globalisierung mit verlässlichen Regeln und eine echte Partnerschaft mit dem afrikanischen Kontinent ein. Auch nach seinem Rücktritt in Folge einer Debatte um ein Interview zum deutschen Afghanistan-Einsatz engagierte er sich für eine partnerschaftliche internationale Politik.
Das Bundespräsidialamt sprach von “kurzer, schwerer Krankheit” und würdigte Köhler für seinen “hingebungsvollen und disziplinierten Dienst für unser Land”. Er werde allen, “die an seiner Seite arbeiten und von ihm lernen durften, ein großes Vorbild” bleiben – durch sein “unermüdliches Streben nach Wahrhaftigkeit”.