Glauben ohne Musik ist für Fritz Baltruweit unvorstellbar. „Singen macht die Seele heiler“, ist der Pastor und Liedermacher überzeugt. In seinen Konzerten habe er immer wieder beobachtet, welchen Einfluss Musik auf das Wohlbefinden hat. „Viele kommen steif rein und gehen mit einem Lächeln raus.“
Wie nur wenige andere hat Fritz Baltruweit die kirchenmusikalische Szene der vergangenen Jahrzehnte gepägt, vor allem die Kirchentage, an denen er seit 1977 mitwirkt. Doch der Kirchentag in Hannover werde der letzte sein, an dem er mit eigenen Auftritten beteiligt ist, erklärt Baltruweit nun. „Ich bin ein bisschen wehmütig, weil ich so viele schöne Erlebnisse hatte.“
Fritz Baltruweit: Gänsehautmomente auf den Kirchentagen
Einer dieser Gänsehautmomente sei 2005 ein Abendsegen auf dem Kirchentag in Hannover mit der damaligen Bischöfin Margot Käßmann gewesen. „Da standen 80.000 Leute mit brennenden Kerzen und unterhielten sich. Und ich fragte mich, wie kriege ich die ruhig? Daraufhin habe er einen Ton angestimmt, und die Menschenmenge habe mitgesummt. „Diesen Moment werde ich nie vergessen.“ Eindrucksvoll sei auch ein Auftritt auf dem Kirchentag 2013 in Hamburg gewesen. „Es war schweinekalt, aber Tausende Leute harrten aus und sangen meine Lieder.“
Mit Fritz Baltruweit tritt jetzt ein Liedermacher in die zweite Reihe und mit ihm eine Generation von Musikern, denen es vor allem um das Mitsingen ging. „Wir wollten, dass die Gemeinde ins Singen kommt und sich auch die Leute trauen, die denken, dass sie es nicht so schön können“, betont der 69-jährige Pastor, der längst im Ruhestand ist.
Mit seinen Liedern hat der geborene Gifhorner, der seine ersten musikalischen Schritte beim Knabenchor Hannover gemacht und später Theologie und Musikwissenschaft studiert hat, einen Wandel in der kirchenmusikalischen Szene herbeigeführt. Den eher beatorientierten Sacropop von Peter Janssens in den 70er-Jahren löste Baltruweit mit seinen eher wort-orientierten Liedern wie „Gott gab uns Atem“ und „Ich sing dir mein Lied“ ab.
In den Liedern die Frohe Botschaft spüren
„Ich möchte, dass die Leute in meiner Musik etwas von der Frohen Botschaft spüren.“ Inhaltlich seien seine Lieder jedoch nicht nur „happy hour“, sondern es gehe um Leben und Tod, die Schöpfung und die Stärkung der Demokratie.
Seit den 90er-Jahren beobachte er, wie sich das Feld der Kirchenmusik immer weiter öffne. „Heute sind viele Lieder nicht mehr so leicht mitzusingen“, sagt Baltruweit. Diese Weiterentwicklung sei zwar wichtig, aber für den Gemeindegesang eher schade.