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Margot Friedländer mit Sonderpreis des Westfälischen Friedens ausgezeichnet

Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer ist mit dem Sonderpreis des Westfälischen Friedens geehrt worden. Bundespräsident Steinmeier überreichte der 103-Jährigen die Auszeichnung in Münster.

Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer
Die Holocaust-Überlebende Margot FriedländerImago / Bernd Elmenthaler

Die 103 Jahre alte Holocaust-Überlebende Margot Friedländer ist in Münster für ihre Lebensleistung mit dem Sonderpreis des Westfälischen Friedens ausgezeichnet worden. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte ihr öffentliches Engagement und ihren „Einsatz für das menschliche Miteinander“ in der Bundesrepublik.

„Sie helfen uns nicht nur, uns zu erinnern“, sagte Steinmeier. „Klären auf, was Deutschland vor 1933 in den Abgrund geführt hat.“ Friedländer gehe unermüdlich auch jenseits der hundert Jahre in Schulen und rede mit Jugendlichen. Sie sei täglich unterwegs für Ihre Mission des „Nie wieder!“. „Dafür und für alles, liebe Frau Friedländer, unser aller Dank und unsere Hochachtung!“

Friedländer ist eine “reiche Gabe” für alle

In Ihrem Fall sei „große Trauer und großer Schmerz in eine reiche Gabe verwandelt worden“, sagte Steinmeier weiter. Das sei „eine reiche Gabe für alle, die Ihnen begegnen“. Der Preis, der bei der 2. Westfälischen Friedenskonferenz im Rathausfestsaal übergeben wurde, ist mit 25.000 Euro dotiert.

Friedländer nahm den Preis sichtlich bewegt entgegen: „Ich bin so gerührt“, sagte die 103-Jährige: „Es bedeutet mir sehr viel.“ Was damals geschehen sei, „darf nie, nie wieder geschehen“, warnte sie eindringlich. Sie spreche nicht nur für die sechs Millionen jüdischen Menschen, die man in der NS-Zeit unschuldig umgebracht habe. Sie spreche für alle Menschen, „die ermordet wurden, weil Menschen sie nicht als Menschen respektiert haben“. Das geschehe auch heute wieder.

Margot Friedländer: “Seid Menschen!”

Es gebe kein christliches, kein muslimisches, kein jüdisches Blut – es gebe nur menschliches Blut, betonte Friedländer. „Wir sind alle gleich – seid Menschen!“, sagte sie. Friedländer warb auch für die Unterstützung ihrer Stiftung. Die „Margot Friedländer Stiftung“ werde ihre Mission fortsetzen, „wenn ich eines Tages nicht mehr zu Euch sprechen kann“.

Der frühere Außenminister Joschka Fischer (Grüne) hob auf der Friedenskonferenz in Münster die Rolle Europas hervor. Die Welt, die auf Sicherheitszusagen und wirtschaftlichen Zusagen der USA beruht habe, gehe gerade zu Ende, sagte er. Die USA hätten sich unter Präsident Donald Trump „faktisch in das Lager der Autokratien verabschiedet“. Für Europa werde militärische Stärke wichtig, um Aggressoren abwehren zu können. Zudem dürfe Europa neue Technologien nicht China und den USA überlassen, sondern müsse wieder „digitale Souveränität“ erlangen, forderte Fischer.

Die 1921 in Berlin geborene Margot Friedländer hat das Konzentrationslager Theresienstadt als einzige in ihrer Familie überlebt. Ihr jüngerer Bruder Ralph und ihre Mutter Auguste Bendheim wurden 1943 in Auschwitz ermordet, ihr Vater Arthur und ihre Tante Lina bereits 1942.

Friedländer hält Auszeichnung außer Reihe

Der Internationale Preis des Westfälischen Friedens wird seit 1998 normalerweise alle zwei Jahre vergeben. Im vergangenen Jahr ging der Preis an den französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron. Die nächste reguläre Verleihung wäre 2026. Friedländer wird in diesem Jahr mit einem Sonderpreis ausgezeichnet. Die Westfälische Friedenskonferenz wird von der Wirtschaftlichen Gesellschaft Westfalen und Lippe (WWL) ausgerichtet.