Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, ist am Montagabend mit dem Augsburger Friedenspreis ausgezeichnet worden.
In seiner Dankesrede ging er auf den wachsenden Antisemitismus und den Gaza-Krieg ein. „Ich würde mir wünschen, dass wir fair auf Israel blicken, ohne Schaum vor dem Mund“, sagte er laut Manuskript. Er verstehe, dass der Gaza-Krieg die Menschen aufgewühlt habe. „Die Bilder der Zerstörung sind schrecklich, das Leiden der palästinensischen Zivilbevölkerung auch.“
„Was mir aber missfällt an der Debatte, sind die einseitigen Schuldzuweisungen an Israels Adresse. Man tut so, als hätte es die 1.250 Toten und die 250 am 7. Oktober als Geiseln Genommenen nie gegeben“, sagte Schuster weiter. Linksextreme, Rechtsextreme, Islamisten und auch ganz normale Friedensbewegte seien sich bei Israel plötzlich einig. Jeder, der es wage, dieser „Allianz der Antisemiten“ zu widersprechen, werde umgehend als „Genozid-Leugner“ beschimpft. Antijüdische Ressentiments wachsen und gedeihen laut Schuster überall. Selbst die Kirchen seien nicht gänzlich immunisiert.
Bei jenen, die auf Straßen und Plätzen seit zwei Jahren täglich „From the River to the Sea“ brüllen und ein judenreines Palästina propagieren, habe er die Hoffnung auf Fairness aufgegeben. „Aber bei der Mitte unserer Gesellschaft, bei den Kirchen und den demokratischen Parteien, da bin ich zuversichtlich, dass wir den Trend umkehren können“, sagte Schuster. Der Augsburger Friedenspreis sei für ihn daher ein Aufruf zum Handeln. „Denn Frieden entsteht nicht durch nette Worte und schon gar nicht durch betretenes Schweigen.“
Der mit 12.500 Euro dotierte Friedenspreis wird seit 1985 in der Regel alle drei Jahre von der Stadt Augsburg und der bayerischen evangelischen Landeskirche für Verdienste um ein tolerantes und friedvolles Miteinander von Kulturen und Religionen vergeben. Bisherige Preisträger waren etwa Altbundespräsident Richard von Weizsäcker und der russische Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow. (3601/17.11.2025)