Die Kunsthalle Mannheim zeigt ab Freitag die erste Retrospektive des Starfotografen Mario von Bucovich (1884-1947) mit 200 Werken. Unter dem Titel „Berlin, Paris und anderswo“ präsentiert die Kuratorin Manuela Husemann den Kosmopoliten von Bucovich als einen Fotografen, der das schillernde Leben der Großstadt einfing, wie die Kunsthalle Mannheim am Mittwoch mitteilte. Bekannt wurde Bucovich unter anderem durch Lifestyle-Magazine und millionenfach verbreitete Autogrammkarten, etwa von Leni Riefenstahl und Marlene Dietrich.
Neben diesen Ikonen porträtierte er zahlreiche weitere Persönlichkeiten, deren künstlerische Strahlkraft heute weitgehend in Vergessenheit geraten ist. Seine Bücher über Metropolen wie Berlin, Paris oder „Manhattan Magic“ zeigen künstlerische Großstadtimpressionen aus der Perspektive eines Flaneurs.
Wegen seiner ungewöhnlichen Blickwinkel wird der Künstler der Bewegung des „Neuen Sehens“ zugerechnet, die insbesondere vom Bauhaus und der russischen Avantgarde geprägt war. Bereits 1929 wurde er im Rahmen der Ausstellung Fotografie der Gegenwart im Folkwang Museum Essen dieser Stilrichtung zugeordnet.
Geboren 1884 in Pola bei Triest, widersetzte er sich dem Wunsch seiner Eltern nach einer militärischen Laufbahn und studierte stattdessen Technik und Mathematik in Zürich und Nancy. In Mittweida (Sachsen) schloss er sein Studium als Elektroingenieur ab. Weil sich seine Eltern gegen die Heirat mit der jüdischen Marie Gisot stellten, brach er mit seiner Familie und emigrierte 1909 mit seiner Frau nach New York. 1922 ließ er sich in Berlin nieder, übernahm dort 1925 das renommierte Fotoatelier von Karl Schenker und begann seine Laufbahn als Fotograf. (1510/25.06.2025)