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Flüchtlingsinitiativen fordern mehr Integration statt Zurückweisung

Die Diakonie Schleswig-Holstein hat von der Bundes- und Landespolitik eine humane Flüchtlingspolitik und mehr Engagement für die Integration Geflüchteter gefordert. Dazu gehöre auch, den Familiennachzug weiter zu ermöglichen, teilte die Diakonie am Donnerstag in Rendsburg mit. Anlässlich des Weltflüchtlingstages am Freitag machte zudem der Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein auf die wachsende Bedeutung der Klimakrise als Fluchtursache aufmerksam.

Millionen Menschen würden weltweit durch Dürre, Überschwemmungen, Stürme oder den steigenden Meeresspiegel ihre Lebensgrundlagen verlieren, doch kaum Schutz finden. „Die internationale Flüchtlingspolitik bleibt blind gegenüber einer Realität, die längst keine Zukunftsfrage mehr ist“, sagte Rosa Mare vom Flüchtlingsrat. Vom Klima vertriebene Menschen würden durch das rechtliche Raster fallen, kritisierte der Flüchtlingsrat. Statt neue Schutzwege zu schaffen, verschärfe Deutschland seine Asylpolitik.

In Schleswig-Holstein wurden im vergangenen Jahr insgesamt 6.558 Asylsuchende ohne Ukraine-Bezug registriert – ein Rückgang um mehr als ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr, wie der Flüchtlingsrat mitteilte. Im Mai 2025 seien nur noch 293 Schutzsuchende aufgenommen worden, rund 57 Prozent weniger als im Mai 2024.

„Das Asylrecht gehört zur DNA unseres Landes“, sagte Christiane Guse, Referentin für Flucht und Migration beim Diakonischen Werk Schleswig-Holstein. Es sei vor dem Hintergrund deutscher Geschichte zum Schutz vor politischer Verfolgung in das Grundgesetz aufgenommen worden. „Daran sollten wir nicht rütteln, vor allem nicht, um kurzfristige symbolpolitische Erfolge zu erzielen“, erklärte Guse. Zurückweisungen von Asylsuchenden an den deutschen Außengrenzen sollten sofort gestoppt werden.

Die Zurückweisung Schutzsuchender an deutschen Grenzen sieht auch die Landesbeauftragte für Flüchtlings-, Asyl- und Zuwanderungsfragen, Doris Kratz-Hinrichsen, kritisch. Sie rief zu einem stärkeren Fokus auf die Integration, Teilhabe und das Miteinander auf. „Viele zugewanderte Menschen bringen sich aktiv in die Gesellschaft ein und streben einen Schulabschuss, die Integration in Ausbildung oder qualifizierte Beschäftigung an“, sagte Kratz-Hinrichsen. Die gestiegenen Einbürgerungszahlen würden zeigen, dass sich viele Menschen erfolgreich und nachhaltig integriert hätten.

Um das Miteinander dauerhaft zu stärken, sollte laut Diakonie mehr in die Integration Geflüchteter investiert werden. Teilweise sei der Bestand von Migrationsberatungsstellen gefährdet, weil der Bund zu wenig Geld für die rechtliche und soziale Beratung investiere. Besonders wichtig sei zudem der Schutz von Familien, erklärte die Diakonie. Der Familiennachzug sei ein Menschenrecht und entscheidend für die seelische Stabilität, Integration und Teilhabe von Geflüchteten. „Jeder sollte das Recht haben, mit seiner Familie zusammenzuleben“, erklärte Guse. Sie würde Sicherheit und Kraft geben, um in der neuen Heimat anzukommen und würde davor schützen, zu vereinsamen oder sich möglicherweise zu radikalisieren.

Auch die Landesflüchtlingsbeauftragte Kratz-Hinrichsen hält die Pläne der Bundesregierung, den Familiennachzug für subsidiär Geschützte befristet auszusetzen, mit Blick auf die weitere Integration von anerkannten Schutzsuchenden für nicht hilfreich: „Familien werden so über einen langen Zeitraum voneinander getrennt und die psychischen Belastungssituationen werden somit verstärkt“. Bundesweit sei die Aufnahme im Rahmen des Familiennachzugs zu subsidiär Schutzberechtigten ohnehin auf 1.000 Personen monatlich gedeckelt und stünde im Ermessen der zuständigen Behörden.