Eine 3sat-Dokumentation befasst sich mit Leben und Schaffen, Lieben und Tod von Karl Lagerfeld. Der Film zeigt neue Facetten und schafft es sogar, den Modemacher etwas mehr zu enträtseln.
Elegante Maß-Anzüge, makellos gestyltes Haar, meistens fingerfreie Lederhandschuhe und immer Sonnenbrille in schwarz. Das Erscheinungsbild von Karl Lagerfeld wurde so von ihm designt und ist weltbekannt. Einen filmischen Blick hinter Lagerfelds Brille wagt die 3sat-Dokumentation “Karl – Der Mann hinter der Maske”. Der Primetime-Film am 24. Mai um 20.15 Uhr über Leben und Schaffen, Lieben und Tod von Lagerfeld zeigt neue Facetten und schafft es sogar, den Modemacher von Weltruhm etwas mehr zu enträtseln.
Seine Zeichnungen und Entwürfe in der Mode waren stets von großer Präzision, aber der Film fängt mit Ungereimtheiten zum genauen Geburtsdatum von Karl Otto Lagerfeld an. Nach den Recherchen von Filmemacher Gero von Boehm (71) war der Geburtsort des Sohnes von Kondensmilch-Fabrikant Otto Lagerfeld und seiner Frau Elisabeth Bahlmann zwar Hamburg, aufgewachsen ist Karl Lagerfeld aber im schleswig-holsteinischen Bad Bramstedt, “im Norden von Hamburg”, wie der Heidelberger Journalist in seinem Film wie gewohnt mit ruhiger Stimme selbst kommentiert.
Während Top-Model Claudia Schiffer (54) schwärmt, Karl sei wie ihr “magischer Feen-Staub und Mentor” gewesen, erinnert sich Schauspieler Daniel Brühl (46), der den Modezar in der Miniserie “Becoming Karl Lagerfeld” verkörpert hat, zur Vorbereitung an eine “knackig kurze Begegnung mit der Kunstfigur”.
Sehr viel besser lernte Gero von Boehm ihn kennen, er traf Lagerfeld zum ersten Mal 1996 im Pariser Café de Flore – und drehte zwei Jahre später das erste Porträt. Beide verband die Liebe zu Büchern. 2004 war Lagerfeld zu Gast in der 3sat-Sendung “Gero von Boehm begegnet”, und zehn Jahre später produzierte der TV-Journalist ein ARD-Portrait.
Aus diesen drei Quellen stammen die Interview-Sequenzen in “Karl – Der Mann hinter der Maske”. “Vor allem in den Interviews mit seinen Vertrauten, die ich für diesen Film geführt habe, kamen neue Seiten von Karl heraus”, sagte Gero von Boehm der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Zu Lebzeiten hatte Karl Lagerfeld die Medien fest im Griff. Privates drang kaum nach außen, doch hinter der Fassade gab es auch Schattenseiten. So ist sich der Frankfurter Journalist Alfons Kaiser (60), Autor der Biografie “Karl Lagerfeld – ein Deutscher in Paris”, sicher, dass sein Geburtsjahr 1933 wie eine dunkle Wolke über Lagerfeld hing.
Geboren im Jahr, als Hitler an die Macht kam, die Eltern beide Mitglieder in der NSDAP. Bis zu seinem Tod wurde beides verschwiegen. “Für diesen Film haben wir viel unbekanntes Material aus früheren Zeiten gefunden – vor allem unveröffentlichte Bilder von der Liebe seines Lebens Jacques de Bascher”, sagt Gero von Boehm.
Dem Regisseur gelingt mit der interessanten 3sat-Dokumentation “Karl – Der Mann hinter der Maske” und seiner typischen und stets gekonnten Mischung aus journalistischer Sorgfalt und seltenen Bildern ein intimer Blick in das Leben der deutschen Mode-Ikone. Freunde und Weggefährten bekunden vor der Kamera ihre Bewunderung für Karl Lagerfeld, der zwei Tage vor seiner letzten Modenschau starb, am 19. Februar 2019.