Weihnachten und der Jahreswechsel stellen Menschen mit Alkoholproblemen vor besondere Probleme. Selbsthilfegruppen wie die Anonymen Alkoholiker (AA) bieten – nicht nur in dieser Zeit – Hilfe und Unterstützung an. Die 64-jährige Monika K. (Name geändert) ist Mitglied bei den AA in München und kennt die Schwierigkeiten der Feiertage aus eigener Erfahrung.
Warum ist die Weihnachtszeit besonders belastend für Alkoholiker?
Monika K.: Die Feiertage können für viele Menschen eine schwierige Zeit sein. Manche erleben Gewalt, weil beispielsweise der Partner oder die Eltern plötzlich länger zu Hause sind. Manche sitzen alleine zu Hause, fühlen sich einsam. Bei vielen Menschen kommen Verletzungen hoch von früher, Groll, Angst oder Selbstmitleid.
All das kann jeden treffen, aber für Alkoholiker sind das besonders gefährliche Zustände – selbst für die, die schon seit Jahren oder Jahrzehnten trocken sind. In solchen Momenten steigt dann der „Saufdruck“. Man muss lernen, damit umzugehen.
Welche Hilfe bieten die Anonymen Alkoholiker?
In Gesellschaft lässt sich diese schwierige Zeit viel leichter durchstehen. Niemand muss sich mit seinen Problemen alleine herumplagen. Unsere regulären AA-Meetings laufen auch über die Feiertage weiter, vor Ort und digital, und auch in unserer Kontaktstelle in der Landwehrstraße in München hat immer jemand Dienst. Da kann man vorbeikommen, einen Kaffee trinken und sich alles von der Seele reden.
Alle Mitglieder bei den Anonymen Alkoholikern sind ja selbst Alkoholiker, deshalb haben wir ein Gespür dafür, wie sich die Betroffenen fühlen. Wir helfen, dass die Weihnachtszeit möglichst angenehm und trocken vorbeigeht. Auch Angehörige können bei uns vorbeikommen.
Wie „gefährlich“ sind Weihnachtsfeiern und Weihnachtsmärkte für Alkoholiker?
Die Gerüche auf einem Weihnachtsmarkt können einen schon triggern, gerade wenn man eine schwierige Phase hat. Man muss sich immer gut beobachten und ehrlich zu sich sein und im Zweifel nicht auf den Weihnachtsmarkt gehen.
Weihnachtsfeiern bei der Arbeit sind auch immer wieder Thema bei unseren Meetings. Erfreulicherweise gibt es dort immer mehr alkoholfreie Getränke. Und wenn am Anfang noch alle nüchtern sind oder wenig trinken, kann man es schon aushalten. Aber wenn die Leute anfangen, exzessiv zu trinken, sollte man gehen – zur Not auch, ohne sich zu verabschieden. Wenn man bleibt und wieder anfängt zu trinken, hat ja keiner was davon. Es wäre schön dumm, wenn ich für eine Weihnachtsfeier meine Trockenheit riskiere.