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FAZ und Deutsche Welle: Journalist Mumay droht Haft in der Türkei

Einem für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) und die Deutsche Welle schreibenden Autor droht nach Darstellung beider Medien in der Türkei die Inhaftierung. Bülent Mumay sei im Mai vergangenen Jahres von einem Strafgericht in Istanbul zu einer Haftstrafe von einem Jahr und acht Monaten auf Bewährung verurteilt worden, teilten die Zeitung in Frankfurt am Main und der Sender am Montag in Berlin mit. Die gegen das Urteil gerichtete Berufung sei abgelehnt worden. Damit drohe Mumay, in Haft genommen zu werden. Die Deutsche Welle kündigte juristische Schritte dagegen an.

Mumay sei verurteilt worden, weil er sich einer von einem regierungsnahen Bauunternehmen erwirkten Zensur widersetzt habe, hieß es. Der Unternehmer hatte laut FAZ bei einer Ausschreibung über einen Auftrag im Wert von rund einer Milliarde Euro den Zuschlag erhalten. Der Istanbuler Bürgermeister Ekrem Imamoglu habe die Zahlungen stoppen lassen, das Unternehmen habe seinerseits daraufhin einen Kredit pfänden lassen, den die Stadt Istanbul für den Bau der Metro aufgenommen habe.

„Das Bauunternehmen erwirkte vor Gericht, dass Berichte zu dem Fall in der Presse und in den sozialen Medien gesperrt wurden“, hieß es in der Zeitung weiter. Mumay habe den Beschluss der Zugangssperre öffentlich gemacht und sei verurteilt worden, weil er angeblich „persönliche Daten“ illegal veröffentlicht habe.

Die Herausgeber der FAZ und Deutsche-Welle-Intendant Peter Limbourg stellten sich hinter den Autor. Bei der FAZ hieß es: „Bülent Mumay hat sich nichts zuschulden kommen lassen, er hat seine Arbeit gemacht, und nach europäischen Standards ist Regierungen eine kritische Beobachtung durch Journalisten zuzumuten.“ Sie wiesen zudem jeglichen Versuch zurück, Berichterstatter politisch und juristisch zu drangsalieren.

Intendant Limbourg protestierte gegen das Urteil: Mumay sei „ein unerschrockener, erfahrener und kritischer Journalist, der anscheinend vom türkischen Machtapparat zum Schweigen gebracht werden soll“. Die Vorwürfe gegen ihn „sind offensichtlich haltlos und stellen einen Vorwand dar, um ihn und andere türkische Journalistinnen und Journalisten einzuschüchtern“. Der deutsche Auslandssender stehe weiterhin an seiner Seite und werde ihn auch juristisch mit aller Kraft unterstützen. Der Sender teilte weiter mit, den Fall vor das türkische Verfassungsgericht bringen zu wollen.

Mumay schreibt den Angaben zufolge seit Sommer 2016 in der FAZ den „Brief aus Istanbul“ und wirkt für die Deutsche Welle als Koordinator der Redaktion DW Türkisch in Istanbul. Dem Protest gegen das Urteil schlossen sich nach Limbourgs Worten im vergangenen Jahr auch die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ und das PEN-Zentrum Deutschland an.