Sie heißen “Saugus Rex” oder “Mählanie” – immer mehr Deutsche nutzen smarte Technik in ihrem Zuhause. Viele empfinden ihren Einsatz im Haushaltsbereich als Plus an Lebensqualität. Aber es gibt auch Angst vor Überwachung.
Sie schalten das Licht ein und aus oder regeln die Temperatur des Heizkörpers: Smarthome-Anwendungen werden in Deutschland stetig beliebter. Fast jeder Zweite (46 Prozent) hat im Jahr 2024 mindestens eine davon in seinem Haushalt, wie aus einer Studie des Digitalverbands Bitkom hervorgeht. Sie wurde am Donnerstag im Vorfeld der IFA-Messe (6. bis 10. September) in Berlin vorgestellt. 2022 waren es noch 43 Prozent der Befragten. Die IFA ist eigenen Angaben zufolge die weltweit größte Messe für Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte.
Je jünger die Menschen, desto eher haben sie auch intelligente Technik im eigenen Zuhause. Aber auch Menschen zwischen 65 und 74 Jahren sind offen für Smarthome-Anwendungen: 30 Prozent der Befragten nutzen sie demnach. Erst ab 75 Jahren ist ein deutlicher Abfall festzustellen – ab diesem Alter geben nur noch 6 Prozent der Befragten an, intelligente Technik in ihrem Haushalt installiert zu haben. Der Studie zufolge werden Smarthomes weiter stark an Bedeutung gewinnen: So zeigten sich 80 Prozent aller Deutschen perspektivisch offen für KI-gesteuerte Smarthome-Instrumente.
Die meisten (70 Prozent) können sich deren Nutzung bei ihrer Heizung vorstellen, indem diese beispielsweise nicht nur die Wohlfühltemperatur zu verschiedenen Tageszeiten erlernt, sondern dabei auch das Energiesparen berücksichtigt. Schon jetzt findet der größte Einsatz von Smarthome-Anwendungen im Bereich Energieverbrauch und -sparen statt. “Wir sehen die größte Verbreitung bei intelligenten Lampen und Leuchten sowie Heizkörper-Thermostaten”, erklärte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder.
Allerdings berichtet laut Umfrage auch etwa jeder Fünfte von häufigen und gelegentlichen Ausfällen der Technik in den vergangenen zwölf Monaten. Das liegt in den meisten Fällen demnach an einer gestörten Internetverbindung oder einem Stromausfall. Bei mehr als der Hälfte der Anwender (52 Prozent) funktionierte die intelligente Technik laut Angaben hingegen einwandfrei.
Knapp 70 Prozent der Befragten gaben an, Smarthome-Anwendungen zum Energiesparen zu nutzen. Noch wichtiger ist den Anwendern mit knapp 80 Prozent aber das nach eigenen Angaben Mehr an Komfort und Lebensqualität. Entsprechend nutzt etwa jeder vierte Anwender einen Staubsauger-Roboter, jeder fünfte einen Rasenmäher-Roboter. Für knapp 70 Prozent der Deutschen spielt es ebenfalls eine Rolle, das eigene Zuhause sicherer zu machen. Besonders ältere Menschen ab 65 Jahren nutzen die intelligente Technik auch, um länger selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden wohnen zu können. Eine Minderheit von 5 Prozent erklärte, die Technik zu nutzen, um Nachbarn oder andere Familienmitglieder kontrollieren zu können.
Wer einmal mit Smarthome-Technik anfängt, nutzt dann auch weitere Anwendungen, erläutert Rohleder. So würden im Schnitt sieben Smarthome-Anwendungen pro Haushalt genutzt – jede zweite davon im Wohnzimmer, am wenigsten in der Garage (4 Prozent) und im Kinderzimmer (10 Prozent). 42 Prozent setzten sie im Gartenbereich ein. Die Verbraucher steuern ihre intelligente Technik in der Regel (90 Prozent) über das Smartphone, aber auch der Sprachbefehl hat sich mit 65 Prozent längst durchgesetzt.
Durch ihren Einsatz wird die Technik ein wenig auch zum Familienmitglied – immerhin gibt fast jeder dritte Nutzer (28 Prozent) den Geräten einen Namen. Dabei werden die Menschen ähnlich kreativ wie die Besitzer von Friseursalons, sagte Rohleder. Der Rasenmäher-Roboter heißt dann etwas “Rasimir”, “Mählanie” oder “Shaun”; der Saugroboter wird gern “Staubinator”, “R2D2”, oder “Saugus Rex” genannt.
Während knapp 70 Prozent der Nutzer von smarter Technik im eigenen Zuhause nie wieder ohne leben will, haben auch 55 Prozent der Anwender Sorgen, dass sie jemand über die Technik überwachen könnte. Die Menschen, die bislang keine KI nutzen, haben vor allem Angst vor Hacker-Angriffen (54 Prozent) und dem Missbrauch persönlicher Daten (43 Prozent). Rund jeder Zehnte erklärte, kein Interesse an solchen Anwendungen zu haben.