Barmherzigkeit versus geltendes Recht: Kirchenasyl ist in der Migrationsdebatte ein Reizthema. Die Fallzahl ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Migrationsexperten haben dafür kein Verständnis.
2024 erhielten deutlich mehr Migranten in Deutschland Kirchenasyl. Wie die “Bild”-Zeitung (Montag) unter Verweis auf Informationen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf) berichtet, stieg die Zahl auf 2.386 Fälle – gut 300 mehr als im Vorjahr. Fast jedes Mal soll es sich dabei um sogenannte Dublin-Fälle gehandelt haben, bei denen Migranten aus einem sicheren Drittstaat nach Deutschland einreisten.
Migrationsforscher Daniel Thym sagte der Zeitung: “Es ist mir moralisch unverständlich, warum die Kirchen Abschiebungen in andere EU-Staaten verhindern.” Ein Asyl-Sachbearbeiter wurde mit den Worten zitiert: “An die Leute ist dann kein Reinkommen mehr. Rechtsgültig verfügte Abschiebungen werden über Monate verzögert oder scheitern ganz.”
Zuletzt hatte der Fall von drei Somaliern für Schlagzeilen gesorgt, die über Polen eingereist waren und erfolgreich gegen ihre Zurückweisung geklagt hatten. Inzwischen sind sie in einer evangelischen Kirche untergebracht und könnten dort Kirchenasyl erhalten. Der evangelische Berliner Bischof Christian Stäblein sprach mit Blick auf Kirchenasyl von einem “Dienst für die Gesellschaft, die auf diese Weise an ihr Fundament der Barmherzigkeit erinnert wird”.