Die Fallzahlen sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in Deutschland bewegen sich auf konstant hohem Niveau. Nicht nur die Bundesregierung sieht Handlungsbedarf.
Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) will Kinder und Jugendliche besser vor sexualisierter Gewalt schützen. Das sei eine der dringendsten Aufgaben unserer Zeit, sagte Prien der “Rheinischen Post” (Donnerstag). Junge Menschen seien einem stetigen Risiko ausgesetzt. “Die rasanten digitalen Entwicklungen eröffnen neue Räume der Gefahr”, so die Ministerin. Etwa in Chats oder auf Social-Media-Kanälen.
Kinder und Jugendliche seien jedoch nicht nur im digitalen Raum gefährdet. “Sexualisierte Gewalt geschieht auch im sozialen Nahraum, dort, wo Kinder sich eigentlich sicher fühlen sollten – bei Verwandten, Nachbarn oder anderen vertrauten Bezugspersonen”, sagte Prien. Es sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, Kinder und Jugendliche zu schützen.
Laut der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik registrierten die Strafverfolgungsbehörden im vergangenen Jahr 16.354 Fälle von sexuellem Missbrauch an Jungen und Mädchen. Im Jahr zuvor waren es 16.375 Fälle. Am heutigen Donnerstag stellen Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU), der Präsident des Bundeskriminalamtes, Holger Münch, und die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Kerstin Claus, die Zahlen offiziell vor.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) fordert mehr Ermittlungsbefugnisse und Investitionen in Technik und Personal, um in Zukunft möglichst viele Fälle zu verhindern und aufzuklären. “Ziel sollte ein Zusammenspiel aus Prävention und effektiver Strafverfolgung sein, um das Entdeckungsrisiko für potenzielle Täter enorm zu erhöhen”, sagte der stellvertretende GdP-Vorsitzende Alexander Poitz der “Rheinischen Post”.
Die Präsidentin des Kinderschutzbundes, Sabine Andresen, betonte: Betroffenen Kindern müsse Glauben geschenkt werden. Präventionsprogramme und Schutzkonzepte in Kitas, Schulen und Sportvereinen seien wichtig, reichten aber nicht aus.