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Fachtagung: Segen und Sozialarbeit gehören zusammen

Gebet und Segen sowie politisches Engagement sind für Mario Novak von der Evangelischen Jugend Stuttgart keine Gegensätze. Für ein „Sowohl-als-auch“ statt eines „Entweder-oder“ plädierte Novak am Donnerstag beim Fachtag „Sozialraumorientierung und Spiritualität: Eine starke Verbindung“ im Evangelischen Bildungszentrum Hospitalhof Stuttgart. „Verliebtheit für das eine bedeutet nicht gleichzeitig Abwertung oder gar Feindschaft gegen das andere“, sagte Novak.

Er wandte sich direkt an beide Prägungen innerhalb der Kirchen: „Ich wünsche mir für den sozialdiakonischen und politischen Bereich mehr Offenheit für die beste Nachricht der Welt sowie für Übernatürliches. Und im Bereich von Verkündigung und Seelenheil wünsche ich mir mehr Offenheit für sozialdiakonisches, gesellschaftliches und politisches Handeln.“ Novak forderte die bundesweit angereisten Teilnehmer auf: „Verlassen wir unsere theologische Bubble, unser Milieu, unsere Komfortzone.“

Für Kornelius Knapp, Vorstand Sozialpolitik im Diakonischen Werk Württemberg, ist das Quartier oder Stadtviertel der Ort, an dem Kirche und Diakonie zusammenkommen. Das sei eine Chance für beide: Die Kirche werde durch ihre Diakonie besser sichtbar, und die Diakonie könne nochmals besser deutlich machen, wofür sie stehe.

Andreas Lob-Hüdepohl, Professor für Sozialethik an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen in Berlin, wünscht sich, dass die Kirchen sich nicht deshalb für den Sozialraum engagieren, um selbst zu überleben: „Wir machen es um der Menschen willen.“ Er verwies dabei auf ein Zitat des evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer aus dem Jahr 1944: „Kirche ist nur dann Kirche, wenn sie für andere da ist.“

Der Stuttgarter Stadtdekan Sören Schwesig würdigte die Citykirchenarbeit als wertvolles spirituelles Angebot „für Menschen, die religiös interessiert sind, aber nicht gleich sesshaft werden wollen“.

Die Fachtagung war eine Gemeinschaftsveranstaltung des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD, des Evangelischen Bildungszentrums Hospitalhof Stuttgart, des Diakonischen Werks Württemberg, des Diakoniewissenschaftlichen Instituts der Universität Heidelberg, des Senior Consulting Service Diakonie in Berlin und der Lechler Stiftung Stuttgart. (2322/28.09.2023)