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Expertin warnt vor Gewalt gegen Frauen an Weihnachten

Bedrohung statt Besinnlichkeit: Weihnachten ist nicht für alle Frauen ein Fest der Liebe. Laut dem Sozialdienst katholischer Frauen eskaliert häusliche Gewalt besonders oft an Feiertagen.

Weihnachten birgt nach Aussage einer Expertin eine erhöhte Gefahr für Gewalt gegen Frauen. “Wir wissen, dass Frauen vor allem zu Hause Gefahr laufen, Opfer von Gewalt zu werden”, sagte die Vorständin des in Dortmund ansässigen Sozialdienstes katholischer Frauen, Yvonne Fritz, im Interview des Portals katholisch.de (Donnerstag) in Bonn. “Und gerade an Feiertagen wie Weihnachten oder auch Ostern, an denen viele Familien noch mehr als im Alltag Zeit miteinander verbringen und oftmals auch Alkohol eine Rolle spielt, ist die Gefahr gewalttätiger Übergriffe leider besonders groß.”

Laut Fritz hat die Zahl häuslicher Gewalttaten gegen Frauen während der Corona-Pandemie zugenommen – und ist seither entgegen den Erwartungen nicht wieder zurückgegangen. “Der sogenannte Corona-Effekt einer Zunahme von Gewalttaten in Paarbeziehungen und Familien hat sich leider dauerhaft verstetigt, wie zuletzt auch aktuelle Zahlen der Bundesregierung gezeigt haben.”

Der Mitte November präsentierten Auswertung des Bundeskriminalamts zufolge wurden im vergangenen Jahr deutschlandweit rund 180.000 Mädchen und Frauen Opfer von häuslicher Gewalt – 17 Prozent mehr als 2019. Die Zahl der Opfer von Sexualstraftaten stieg im selben Zeitraum um 27 Prozent auf rund 52.000.

Eine Ursache für diese Entwicklung ist nach Einschätzung von Fritz die angespannte “Großwetterlage”. Die Vorständin erklärte: “Gesellschaftlich, politisch und wirtschaftlich leben wir spätestens seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine in höchst unsicheren Zeiten, die bei vielen Menschen Ängste auslösen und zu zwischenmenschlichen Spannungen führen können, die mitunter in Gewalt münden.”

Noch relevanter dürften der Expertin zufolge aber die in der Gesellschaft immer noch weit verbreiteten patriarchalen und frauenfeindlichen Denkmuster sein. “Eine erschreckend hohe Zahl an Männern betrachtet Frauen immer noch als ihren Besitz, den sie dominieren und kontrollieren dürfen.”

Der Sozialdienst katholischer Frauen ist aus dem von Agnes Neuhaus 1899 in Dortmund gegründeten “Verein zum guten Hirten” hervorgegangen und engagiert sich bis heute für Frauen in Notsituationen. Er gehört als Fachverband zur Caritas und zählt Ortsvereine im ganzen Bundesgebiet.