Vier von fünf pflegebedürftigen Menschen werden zu Hause gepflegt – eine große Herausforderung für die Angehörigen. Mögliche Angebote zur Unterstützung werden allerdings zu wenig genutzt.
Pflegende Angehörige wissen offenbar zu wenig darüber, welche Unterstützungsmöglichkeiten es für sie gibt. Laut der Pflegeexpertin Ingrid Kahlke-Effenberger machen pflegende Angehörige von den bereits bestehenden Angeboten der finanziellen, gesundheitlichen und sozialen Unterstützung zu wenig Gebrauch. In den vergangenen Jahren seien Pflege-, Pflegeunterstützungsgeld und andere Zuschüsse in Millionenhöhe nicht abgerufen worden, erklärte sie bei einer Online-Veranstaltung der CaritasStiftung in Köln.
Die Politik interpretiere dies als fehlende Notwendigkeit der finanziellen Unterstützung. “Ich kann nur raten, diese Beiträge abzurufen, das erhöht den Druck auf die Politik, die Gruppe der pflegenden Angehörigen mehr in den Blick zu nehmen”, sagte Kahlke-Effenberger. Sie ist Referentin für Kur- und Erholungsberatung beim Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln und berät dort pflegende Angehörige.
So gebe es neben Tagespflege- auch Nachtpflegeeinrichtungen, die Pflegebedürftige abends aufnähmen. Das entlaste vor allem pflegende Menschen, deren Angehörige nachts sehr unruhig seien. Ein weiterer Tipp der Expertin sind Notfallhotlines und Krisendienste, die zeitnah – etwa im Fall eines kurzfristigen Krankenhausaufenthalts – für Entlastung sorgen könnten. Deren Telefonnummern seien über die Pflegekasse zu erfragen.
Inzwischen unterstützten auch digitale Angebote wie Pflegeportale, Pflegeapps und Assistenzsysteme pflegende Angehörige. So gebe es Fußmatten mit Sensoren, die anzeigen, wenn ein Mensch mit Weglauftendenz das Haus verlässt.
Zudem sollten pflegende Angebote viel stärker Angebote zu Präventions- und Gesundheitsförderung von Pflegekassen nutzen. Kur- und Rehamaßnahmen seien eine Chance, “mal raus aus dem Hamsterrad” des Pflegealltags zu kommen. Ziel sei es, sich einmal nur um sich selbst zu kümmern, wieder fit zu werden, die eigenen Abwehrkräfte zu stärken, sich zu erholen und sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Gerade in so einer intensiven Lebensphase sei es wichtig, “mal von außen auf die Situation zu gucken, in der ich mich befinde”. Schließlich könne niemand auf Dauer über seine Kräfte leben – “es hilft auch dem zu Pflegenden nicht, wenn seine Bezugsperson ausfällt”.