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Experten sehen Rückschritte im weltweiten Kampf gegen Aids

Im weltweiten Kampf gegen Aids sieht die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung Rückschritte. Konservative Gesetze sowie Diskriminierung aufgrund von Geschlecht und sexueller Orientierung führten dazu, dass sich insbesondere junge Frauen und Mädchen nicht ausreichend schützen können, teilte die Stiftung anlässlich des Welt-Aids-Tags am Freitag in Hannover mit. “Aus Angst vor Stigmatisierung lassen sich die Menschen nicht mehr testen”, erklärte die stellvertretende Geschäftsführerin Angela Bähr. Besonders betroffen sei die Subsahara-Region in Afrika.

Laut der Stiftung leben derzeit 39 Millionen Menschen weltweit mit HIV, davon 37 Prozent in Ländern, in denen gleichgeschlechtlicher Sex diskriminiert und kriminalisiert wird. 53 Prozent der weltweit von HIV-betroffenen Menschen seien weiblich. Jede Woche infizierten sich etwa 4.000 junge Frauen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren neu, rund 3.100 davon in Subsahara-Afrika.

In Ländern, in denen die sexuelle Orientierung rechtlich anerkannt und geschützt wird, sei das Wissen der Menschen um den eigenen HIV-Status um elf Prozent höher, so die Stiftung. Therapien würden um acht Prozent häufiger in Anspruch genommen.

Unterdessen forderte die Arbeiterwohlfahrt auch hierzulande Verbesserungen im Kampf gegen HIV und Aids. “Trotz relativ geringer Infektionszahlen müssen in Deutschland adäquate und vor allem niedrigschwellige Zugänge zu Information, Beratung, Prävention sowie zielgruppenspezifische Testung und medizinische Versorgung weiter ausgebaut werden – insbesondere für vulnerable Gruppen”, so Präsidentin Kathrin Sonnenholzner in Berlin.

Erst kürzlich habe die Deutschen Arbeitsgemeinschaft ambulant tätiger Ärztinnen und Ärzte für Infektionskrankheiten und HIV-Medizin gewarnt, dass in Deutschland innerhalb der nächsten 15 Jahre große Versorgungslücken bei der Behandlung von HIV-Patienten entstehen könnten. Hintergrund seien die Altersstruktur der Fachärzte, Nachwuchssorgen sowie der Umstand, dass häufig um die Finanzierung wichtiger Leistungen gekämpft werden müsse.