Auf einer Tagung der Initiative kulturelle Integration appellieren Experten an Medien, sich inhaltlich besser zu fokussieren. Auch über das Internet und Debatten in Sozialen Netzwerken sollten sie anders berichten.
Medien sollten aus Sicht von Experten verstärkt auf eigene Themen setzen und sich nicht von Populisten oder Sozialen Medien treiben lassen. “Wir müssen die wirklich wichtigen Debatten identifizieren und dann die wirklich wichtigen Diskurse führen darüber”, sagte der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands, Mika Beuster, am Mittwoch bei der Jahrestagung der Initiative kulturelle Integration in Berlin. Man solle sich “nicht von dem Störfeuer von Populisten, Extremisten, Verschwörungsideologen blenden lassen und auf die falsche Fährte locken lassen, dass wir jetzt dringend eine Diskussion über ein vollkommen absurdes Thema führen”.
Dadurch, dass sich Medien auch manchmal kirre machen ließen, entstehe überhaupt erst der Eindruck, “die wissen ja selber gar nicht, wo es lang gehen soll”. Es brauche stattdessen mehr Formate, die Orientierung bieten. Medien folgten immer weniger dem alten Modell von Sendern und Empfängern, sondern würden zu Organisatoren von Debatten, die strukturierten und zeigten, was die Diskussionen seien, die geführt würden.
Die Mitbegründerin und Geschäftsführerin der Organisation HateAid, Anna-Lena von Hodenberg, sagte, Medien sollten sich nicht von Sozialen Medien treiben lassen. Vielmehr müssten sie diese einordnen und sagen, dass das, was dort stattfinde, nicht repräsentativ für die Gesellschaft sei. HateAid setzt sich als gemeinnützige Organisation für Menschenrechte im digitalen Raum ein und engagiert sich gegen digitale Gewalt. Es gehe darum, solche Plattformen im Netz zu entwickeln, die einen konstruktiven Dialog ermöglichten und förderten, so von Hodenberg.
Zudem müsse Recht, das auch im Internet gelte, durchgesetzt werden, forderte von Hodenberg. Das Netz sei nie ein rechtsfreier Raum gewesen. Medien müssten mehr darüber berichten, dass es kein durchsetzungsfreier Raum sei. Zudem brauche es einen wehrhaften Rechtsstaat auch im digitalen Raum.
Ähnlich äußerte sich der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates und Sprecher der Initiative kulturelle Integration, Olaf Zimmermann, der forderte, der Begriff der “wehrhaften Demokratie” dürfe nicht nur ein Lippenbekenntnis bleiben. Zur Initiative unter Moderation des Kulturrats gehören Organisationen der Zivilgesellschaft, Kirchen und Religionsgemeinschaften, Medien, Sozialpartner, Länder und kommunale Spitzenverbände.
Der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen warb bei der Tagung für mehr Respekt in der Kommunikation. Man müsse andere Positionen kritisieren können, ohne sein Gegenüber dabei pauschal als Mensch abzuwerten. Die Menschen würden kein einziges bedeutendes Gegenwartsproblem ohne gelingende Kommunikation lösen.
Der Krisendruck steige, daher müsse die Kommunikation effektiver werden, so Pörksen. Es gebe aber kein Rezept für Diskursrettung, sondern nur Prinzipien, an die man sich halten könne: Dazu gehöre eine “öffnende Wertschätzung” des Gegenübers genauso wie eine “doppelte Passung”, also das authentische und der jeweiligen Situation angemessene Sprechen. Auch die “respektvolle Konfrontation” sei eines dieser Prinzipien.