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Experten: Keine Inklusion ohne Heilerziehungspfleger

Die Zahl der Auszubildenden für den Beruf des Heilerziehungspflegers geht zurück. Fachschulen im Südwesten verzeichnen bei den Bewerberinnen und Bewerbern ein Minus von 10 bis 30 Prozent, sagte Martin Herrlich, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft der Fachschulen für Heilerziehungspflege, am Donnerstag in Stuttgart. Mit einem Aktionstag unter dem Motto „Viele Menschen, viele Möglichkeiten“ haben Wohlfahrtsverbände und Ausbildungseinrichtungen bundesweit auf die Chancen dieses Berufs aufmerksam gemacht.

Laut Herrlich schließen derzeit jährlich knapp 1.000 Frauen und Männer die Ausbildung zur Heilerziehungspflege an den 21 Fachschulen in Baden-Württemberg ab. Der Bedarf sei mindestens ein Drittel größer. Alexandra Benz, Geschäftsführerin der Marta-Belstler-Schulen in Freiburg, wies darauf hin, dass auch in diesem Beruf viele Menschen vor dem Eintritt in die Rente stünden. Die Lücke könne nicht ausgeglichen werden. Das führe schon heute zu einem „Teufelskreis von Überlastung und Erschöpfung“.

Im Jahr 2020 nahmen 88.000 Menschen im Südwesten die Unterstützung von Heilerziehungspflegern über die Eingliederungshilfe in Anspruch. Konkret fordern die Vertreter nun Schulgeldfreiheit für die Ausbildung, den Abbau von bürokratischen Hürden für Bewerber aus dem Ausland sowie mehr Anerkennung und Wertschätzung für den Beruf. Der Ausländeranteil an den Fachschulen liege inzwischen je nach Einrichtung bei 25 bis 60 Prozent.

Beatrix Vogt-Wuchter vom Diakonischen Werk Baden, stellvertretende Vorsitzende der Liga der freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg, sieht die Umsetzung der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen in Deutschland in Gefahr. „Inklusion ist keine Ideologie, sondern Grundrecht und Menschenrecht“, betonte sie. Teilhabe betreffe alle Lebensbereiche – vom Wohnen über die Schule und soziale Kontakte bis zu politischen Willensäußerungen. Die Politik solle sich für die Heilerziehungspflege starkmachen. (0866/25.04.2024)