Psychische Belastungen verstärken körperliche Schmerzen – und Schmerzen verstärken psychische Belastungen. Es gebe hier eine Wechselwirkung, betonen Psychotherapeuten und Medizinerinnen am “Aktionstag gegen den Schmerz”.
Chronische Schmerzen haben laut Fachleuten nicht nur körperliche, sondern auch starke psychische Auswirkungen. “Psychologische Faktoren beeinflussen mit, wie stark wir Schmerz wahrnehmen”, sagte Christiane Hermann, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Psychologische Schmerztherapie und -forschung (DGPSF), am Dienstag in Stuttgart.
Psychische Belastung verstärke Schmerzen – “und Schmerzen verstärken psychische Belastung”, erläuterte die Leiterin der Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Wer das eine ignoriere, werde das andere nicht erfolgreich behandeln können. Die Deutsche Schmerzgesellschaft betonte zum 14. bundesweiten Aktionstages gegen den Schmerz: “Bis zu 50 Prozent der Menschen mit chronischen Schmerzen leiden zusätzlich an Depressionen.”
Frank Petzke, Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft, sagte: “Etwa 23 Millionen Deutsche berichten über chronische Schmerzen.” Die Beschwerden gingen “bei rund sechs Millionen Betroffenen sogar mit Einschränkungen im Alltag wie Ängsten, Schlafstörungen und sozialem Rückzug einher”, so der Leiter der Schmerzmedizin an der Klinik für Anästhesiologie an der Universitätsmedizin Göttingen.
Doch werde die psychosoziale Komponente von Schmerzen häufig übersehen oder unterschätzt – und entsprechend selten mitbehandelt. “Chronische Schmerzen greifen tief ins Leben ein – sie rauben Energie, belasten Beziehungen, führen zu Isolation und oft auch in psychische Krisen”, so der Experte.
Zugleich forderte der Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft die Bundesregierung auf, die Krankenhausreform mit Blick auf Schmerztherapien “dringend nachzubessern”. Bislang gebe es zu wenige Angebote für solche Patienten im ambulanten Sektor – nötig sei angesichts der Millionen Betroffenen aber eine flächendeckende Versorgung. “Viele Schmerzpatienten brauchen mehrere Jahre, bis sie in eine spezialisierte Versorgung gelangen”, sagte Petzke.
Claus Beyerlein, Physiotherapeut und Sportwissenschaftler, sprach von “Bewegung als Medikament”. Regelmäßige Bewegung lindere Schmerzen. Schon geringe sportliche Aktivitäten könnten das Schmerzempfinden positiv beeinflussen. Beyerleins Tipp: “Beweg’ dich für ein längeres und schmerzärmeres Leben.”